Athleten Deutschland e. V. hat eine unabhängige Anlaufstelle für Betroffene von Gewalt und Missbrauch im Spitzensport aufgebaut. Aktive und ehemalige Bundeskaderathlet*innen, die psychische, körperliche oder sexualisierte Gewalt erfahren oder erfahren haben, können die Anlaufstelle ab sofort erreichen:
Telefonisch unter 0800 90 90 444
zu folgenden Sprechzeiten: Montag, 11-14 Uhr und Donnerstag, 16-19 Uhr.
kontakt@anlauf-gegen-gewalt.org
Der Kontakt zur Anlaufstelle ist vertraulich. Nach dem – auf Wunsch anonymen – Erstkontakt, besteht die Möglichkeit, sich zu einer rechtlichen oder psychotherapeutischen Erstbereatung vermitteln zu lassen.
Die Anlaufstelle wurde von der Interessenvertretung der Kaderathlet*innen, Athleten Deutschland, mit Untersützung durch zwei Stiftungen aufgebaut
Herausforderungen im Studium
„Es ist bildungsmäßig die beste Entscheidung meines Lebens“, sagt Moritz über sein Master-Studium an der London School of Economics and Political Science (LSE): „Du wirst übel hart herausgefordert, bekommst von den Dozenten aber auch die maximale Beachtung. Ich verstehe, warum das eine der besten Unis der Welt ist.“ Die Aufnahmequote liegt bei knapp 6 Prozent, 85 Prozent der Studierenden kommen aus aller Welt, 40 Staatschefs und 19 Nobelpreisträger haben dort studiert, wo Moritz nun den Großteil seiner Zeit verbringt. Das hat seinen Preis: 40.000 Euro bezahlt er für Studium, Miete und Sonstiges.
Tunnelblick: Uni und Sport
Eine Sonderförderung der Sportstiftung NRW, die private Birgit-und-Thomas-Rabe-Stiftung und seine Familie unterstützen ihn. Moritz kann so sein Training neben dem Studium kontinuierlich fortsetzen. „Die ganze Aktion ist für mich ein großer Tunnelblick: Uni und Sport. So eine Chance kriegst du nie wieder“, sagt der Leichlinger. „Da unterrichten dich Leute, die die besten Lehrbücher schreiben und es ist ein Privileg, sich hier austauschen zu dürfen.“ Dafür gibt es eine Anwesenheitspflicht. „Wenn du ein- oder zweimal unentschuldigt fehlst, bist du weg“, erzählt Moritz. Dass er weiter Leistungssport machen kann, ist eher dem Zufall geschuldet „Ich wollte mich auf die Uni konzentrieren und habe immer gesagt: Ich bin glücklich und dankbar für alles, was im Sport möglich ist. Und dann hatte ich sehr viel Glück“, meint der 23-Jährige.
Kurz und knackig
Seine Trainingsgelegenheit fand er über Google Maps an der Central-Line-Haltestelle Mile End. Dort traf er Coach Chris Zah, in Großbritanniens Leichtathletikszene bekannt für 400-Meter-Läufer, die bei Olympia oder den Paralympics gestartet sind. Perfekt! „Hier kommen Siebenjährige aus den Docklands und 65-jährige Rentner. Wir sind eine riesige Gruppe.“ Zah hat Paraplegiker und Spastiker trainiert, kennt sich also aus, was es heißt, dass Moritz eine Hemiparese rechtsseitig hat: „Mit meiner Spastik ist es geiler, morgens nicht zu laufen. Deshalb habe ich um 16 Uhr Einzeltraining – viermal die Woche.“ Zahs Ansatz war ihm neu: „Wir trainieren megaanders. Kern-Essenz der Einheit ist es, kurz richtig zu laufen statt eine Stunde die Konzentration hochzuhalten“, erzählt Moritz.
Die richtigen Trainingsreize setzen
„Hier ist das Motto: Sei gesund, dann kannst du dich bewegen. Wenn eine Übung wegen der Spastik weh tut, lasse ich sie weg. Ich hatte drei Mal in meinem Leben einen Ermüdungsbruch, aber egal wie frustrierend das ist: Paris 2024 ist das Ziel.“ Moritz‘ Traum von den Paralympics kommt die neue Trainingsmentalität entgegen. „Nach fünf Wochen machen wir eine Woche Pause, dann kommst du frisch wieder. Mir bringt das megaviel.“ Ansonsten sieht der ganzheitliche Ansatz von Zah vor, dass viel geschlafen und auf die Ernährung geachtet werden soll: „Wenn ich eine Klausur habe, gibt es einen anderen Plan. Das Training ist so wettkampfnah, dass ich da nicht zu viel verliere, das ist stark.“
Der Blick nach vorne
Zur deutschen Meisterschaft 2022 wird Moritz nach Regensburg fliegen, um seinen deutschen Rekord über 400 Meter zu unterbieten. Wenn sein Master beendet ist, will er wieder beim TSV Bayer Leverkusen trainieren und in Köln promovieren. Am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung gibt es ein Unterinstitut, wo er ab Oktober arbeiten und forschen möchte. Die Zeit in London hat ihm wichtige Erkenntnisse verschafft: „Es ist ein Segen zu wissen: Mit dem Programm, das ich aktuell habe, kann ich mit meiner Spastik mit viermal Training gewisse Dinge erreichen und gesund arbeiten.“
Moritz Raykowski
Para Leichtathlet, Jg. 1999, aus Leverkusen
TSV Bayer 04 Leverkusen, Startklasse T 37
Erfolge:
2018 5. Platz EM 400m
2017 4. Platz Jun.-WM 800m
2016 Jun.-WM 2. Platz 100 m, 3. Platz 800m
2015 Jun.-WM 2. Platz 200m, 3. Platz 100m und 400m
Die Sportstiftung NRW legt ein Stipendienprogramm für bis zu 100 herausragende Nachwuchssportlerinnen und -athleten auf. Das Kuratorium hat am 5. Mai 2022 die Einführung des NRW-Sportstiftungs-Stipendiums mit einem Gesamtvolumen in Höhe von 360.000 Euro zum Wintersemester 2022/23 beschlossen. Damit wird die erste Maßnahme einer umfassenden Neuausrichtung der Förderung umgesetzt, die im Rahmen der 25. Kuratoriumssitzung im Deutschen Sport & Olympia Museum Köln vorgestellt wurde. Künftig unterstützt die Stiftung mit ihren Förderangeboten Athletinnen und Athleten dabei, vorbildhafte Persönlichkeiten im und durch den Leistungssport zu werden.
Für olympische, paralympische und deaflympische Bundeskader
Das NRW-Sportstiftungs-Stipendium ist ein Förderangebot für Angehörige der olympischen, paralympischen und deaflympischen Bundeskader, die hervorragende Leistungen in der beruflichen Ausbildung oder im Studium erbringen. Auch wer ein Studium beginnt, kann sich mit entsprechenden schulischen Qualifikationen bewerben.
Stipendiaten erhalten für ein Jahr monatlich 300 Euro. Voraussetzung ist, dass sich ihr Trainings- und/oder Lebensmittelpunkt in Nordrhein-Westfalen befindet oder sie für einen NRW-Verein starten. Den Auswahlprozess koordiniert die Sportstiftung über kooperierende Hochschulen im Sportland.NRW.
Andrea Milz, stellvertretende Kuratoriumsvorsitzende und Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt: „Unser neues Stipendienprogramm sichert Spitzensportlerinnen und -sportlern aus dem Sportland.NRW eine kontinuierliche, verlässliche Förderung während ihres Studiums. Für viele ist ein Stipendium essenziell, um den Leistungssport und ihre Berufsausbildung parallel finanzieren zu können. Die Sportstiftung vermittelt darüber hinaus Kontakte zu Unternehmen, die sowohl finanziell als auch mit beruflichen Perspektiven Partner der Stipendiatinnen und Stipendiaten werden.“
Fokus auf mündige Athlet*innen
Das NRW-Sportstiftungs-Stipendium ist Teil der neuen Förderstrategie, die dem Kuratorium vorgestellt wurde. Sie beschreibt fünf Handlungsfelder: Individualförderung, Bildung, Begeisterung & Inspiration, Partnerschaft und Schutz.
Dr. Ingo Wolf, Vorstandsvorsitzender: „Wir möchten junge Athletinnen und Athleten ermutigen, sich mit ihrer Sport- und Bildungslaufbahn auseinanderzusetzen. Da dieses Ziel eine starke Persönlichkeit voraussetzt, fördern wir ausgewählte Talente auf ihrem Weg im Leistungssport, in der Ausbildung und in den Beruf. Mündige Sportlerinnen und Sportler begeistern und inspirieren mit ihrer Leidenschaft und ihren Leistungen die Menschen in Nordrhein-Westfalen. Sie bringen ihre besonderen Potenziale und Erfahrungen in anderen gesellschaftlichen Rollen zur Geltung.“
Mehr Selbstbestimmtheit –
Auch Förderung in nicht-oylmpischen Disziplinen
Das Individualförderkonzept soll 2023 in Kraft treten. Es sieht eine grundlegende Neuerung im Antragsverfahren vor: Athletinnen und Athleten bewerben sich eigeninitiativ um eine Förderung. Sportverbände und Trainer können diese mit Empfehlungsschreiben unterstützen. Neu ist, dass eine Bewerbung auch für Nachwuchstalente aus nicht-olympischen Disziplinen möglich sein wird.
Zwei weitere Jahre „mentaltalent“
Die Förderung des Projekts „mentaltalent“ wird bis Ende 2024 fortgesetzt. Die Initiative koordiniert seit 2007 die sportpsychologische Betreuung des Nachwuchsleistungssports in NRW. „mentaltalent“ wurde vom Psychologischen Institut der Deutschen Sporthochschule entwickelt und wird seitdem durch die Sportstiftung gefördert. Das Kuratorium bewilligte weitere 127.100 Euro pro Jahr. Das Projekt ist ein Baustein des Handlungsfelds „Bildung“.
Badmintonspielerin & Leichtathlet
Praktikanten bei Evonik in Essen
Yvonne Li hat während ihrer Zeit bei Evonik ihren dritten deutschen Meistertitel im Einzel eingefahren. Kurz zuvor war sie als Teil des deutschen Olympiakaders nach Tokio gereist. „Das war eine fantastische Erfahrung und ich arbeite jetzt schon auf eine Teilnahme im Jahr 2024 hin“, sagt Yvonne.
Parallel zu ihrer sportlichen Karriere studiert sie Wirtschaftsingenieurwesen an der Universität Duisburg-Essen. Zusätzlich arbeitet Yvonne in ihren Turnierpausen bei Evonik. Dies läuft über die Sportstiftung NRW, die es Leistungssportlern ermöglicht, ihren Sport zu verfolgen und gleichzeitig Praxiserfahrung in Unternehmen zu sammeln. So lassen sich Training, Wettkämpfe und weitere berufliche Ziele miteinander verbinden.
Yvonne ist viel zum Zug gekommen
Yvonne nutzte die Möglichkeit, Evonik im Sommer kennenzulernen und absolvierte den ersten Teil ihres mehrwöchigen Praktikums im Brainpool bei Technology & Infrastructure. Der Brainpool ist der Praktikanten-Pool des Technischen Service, der gemeinsam an unterschiedlichen Fragestellungen arbeitet. Yvonnes Team organisierte ein TechTalk-Event zum Thema „Industrie 4.0“.
Beim ersten Kennenlernen ihrer Kollegen war Yvonne aus dem Olympischen Dorf in Tokio zugeschaltet. Der durchgetaktete, enge Zeitplan der Leistungssportlerin macht vorausschauende Planung unerlässlich. Yvonne ist auf die Flexibilität des Unternehmens angewiesen. „Nach meinem Praktikum war ich zum Beispiel drei Monate nonstop auf Turnieren unterwegs“, erzählt die Badmintonspielerin. „Im Brainpool sind sich alle auf Augenhöhe begegnet – das hat mir sehr gut gefallen. Als Praktikantin ist man viel zum Zug gekommen“, sagt sie. Nach den Weltmeisterschaften im Sommer 2022 will Yvonne ihr Praktikum fortsetzen. „Alle waren daran sehr interessiert, haben sich direkt gekümmert und mir eine Kooperation bei meiner Bachelorarbeit in Aussicht gestellt.“
Philipp weiß jetzt, wohin die Reise geht
Philipp Trutenat übernahm im Herbst den Staffelstab von Yvonne. Darin ist der Sprinter vom TV Wattenscheid geübt. Philipp studiert Maschinenbau an der Ruhr-Universität und kam ebenfalls über die Sportstiftung zu seinem Praktikumsplatz im Brainpool. Wie Yvonne arbeitete er tagsüber und trainierte abends mehrere Stunden, während die anderen Praktikanten längst Feierabend hatten. Die kurzen Wege vom Konzern zur Leichtathletikhalle kamen ihm entgegen. Von „anstrengenden dreieinhalb Monaten“, berichtet Philipp, die er aber „spannend und sehr positiv“ bewertet. „Ich kann ein gewisses Stresslevel vielleicht besser abhaben als andere. Im Sport arbeiten wir ständig auf Deadlines hin.“
Mit seinen Resultaten aus der Hallensaison ist Philipp zwar nicht zufrieden. Dafür hat die einkalkulierte Doppelbelastung etwas anderes dauerhaft Wertvolles eingebracht: „Anfangs wusste auch ich nicht, wohin die Reise für mich beruflich geht. Das Praktikum war ein gutes Sprungbrett.“ Auch Philipp hat ein Angebot, seine Bachelorarbeit bei Evonik zu schreiben. Zu den Olympischen Spielen nach Paris will der deutsche Rekordhalter mit der 4×100-Meter-Staffel danach ebenfalls.
Steckbrief Yvonne Li
Badmintonspielerin (Einzel), Jg. 1998, aus Mülheim an der Ruhr
Studentin Wirtschaftsingenieurwesen
Erfolge:
2021 15. Platz Olympische Spiele
2021 9. Platz WM (Team)
2021 10. Platz EM (Team), 5. Platz (Einzel)
2018–2020 2. Platz EM (Team)
2018–2020 1. Platz DM (Einzel), 2020 (Doppel)
Steckbrief Philipp Trutenat
Leichtathlet (Sprint), Jg. 1996, aus Dinslaken
Student Maschinenbau
Erfolge:
2020 2. Platz DM (Halle), 4×200-m-Staffel
2019 2. Platz DM (Halle), 4×200-m-Staffel
2019 1. Platz EM U23, 4×100-m-Staffel
2018 1. Platz DM, 4×100-m-Staffel
Ruderin, Praktikantin bei KPMG
Der Morgen graut am Mittag. Da sie eh schon wach sei, tippt Luisa in den Chat, könnten wir mit dem Interview direkt loslegen. An Amerikas Ostküste ist jetzt Frühstückszeit. Nordrhein-Westfalen ist sechs Stunden, also eine Mahlzeit, voraus. Erst spät, vor dem Zubettgehen, war die Interviewanfrage bei der Studentin eingetroffen. Aber bei Luisa geht es zackig.
„Du siehst Arbeit vor dir, dann nimmst du sie an“, verteidigt die 27-Jährige ihren Workflow. Diese Einstellung habe sie Zuhause vorgelebt bekommen. Weihnachten, Ostern, Erster Mai – im Gastronomiebetrieb der Familie Neerschulte aus dem emsländischen Lingen wurde immer gearbeitet. „Ich kenne meine Eltern nicht auf der Couch sitzend“, erzählt Luisa. Im Alter von zwölf Jahren hilft die Tochter bereits mit, Getränke auszuschenken. „Man musste sich als Kind auch mal Sachen verdienen. Es gab nicht alles geschenkt“, sagt die Ruderin vom ETUF Essen e. V. „Heute bin ich für diese Erziehung dankbar.“
Stipendium für prestigeträchtiges Ruderer
Nach Manhattan braucht Luisa eine knappe Autostunde über den Highway 95. Seit Anfang 2020 lebt sie so dicht am weltberühmten Geschäfts- und Finanzzentrum. Im angrenzenden US-Bundesstaat New Jersey befindet sich die Rutgers University, an der Luisa Betriebswirtschaftslehre studiert. Ein Sportlerstipendium deckt ihre Studienkosten vollständig. Ein US-Coach hatte ihr das Stipendium angeboten, die Bewerbung war dann Formsache. Amerikanische Colleges stehen in einem Rekrutierungswettbewerb um die besten Athletinnen und Athleten weltweit. Rudern ist dort eine der ältesten und prestigeträchtigsten Sportarten. Zum ersten Mal wurde Luisa nach dem Abitur über die sozialen Medien angeschrieben, ob sie sich nicht für ein „Scholarship“ bewerben wolle. Damals winkte sie ab.
„Ergo 1“ im Pumakäfig erkämpft
Als sie mit dem deutschen Team 2019 beim Windermere Cup in Seattle startet, flammt das Interesse neu auf. „Rudern“, erklärt Luisa, „genießt in den USA viel größere Wertschätzung. Alle sind positiv eingestellt und die Athleten feuern sich bei jedem Training gegenseitig an.“ Stipendiatin Luisa ist für den Achter ihrer Uni, die „Scarlet Knights“, startberechtigt und eine Leistungsträgerin. Rund 80 Ruderinnen kämpfen bei den Ergometer-Wettkämpfen dicht aneinandergereiht um die Plätze im Boot. „Im Sportcenter herrscht eine Luft wie im Pumakäfig“, erzählt die Studentin. Nur „Ergo 1“ steht direkt neben dem Ventilator. Es ist Luisas Platz. Sie fährt Workout für Workout die schnellsten Zeiten.
Es falle ihr hier leichter, in beiden Bereichen gut zu sein, erklärt die deutsche Studentin. Leistungssport und Studium seien besser aufeinander abgestimmt, die Dozenten kulanter. Die Noten setzen sich aus mehreren, kleineren Aufgaben zusammen, fast wie in der Schule. Luisas Notenschnitt beträgt 3,96. Im deutschen Zensursystem liegt sie umgerechnet bei 1,05 „Ich stelle hohe Ansprüche an mich“, sagt sie.
Luisa sucht die extreme Erfahrung
Die Coronapolitik der Regierung Donald Trumps zwingt Luisa kurz nach ihrer Ankunft in den USA wieder zur Heimkehr. Das Studium muss sie im Onlinemodus fortsetzen. Den ungeplanten Aufenthalt in Deutschland will sie dennoch optimal nutzen. Für die Semesterferien guckt sich Luisa ein dreimonatiges Praktikum bei KPMG aus. Das Wirtschaftsprüfungsunternehmen ist Partner der Sportstiftung NRW. Über die Zwillingskarriere können Sportler dort während ihrer Karriere Berufserfahrung sammeln. „Wer dieses Angebot nicht annimmt, der ist selber schuld, findet Luisa. „Es ist von der Sportstiftung super organisiert und öffnet Sportlern, die hart arbeiten, jegliche Türen.“
Luisa arbeitet bei KPMG in der Abteilung „Gobal Transfer Pricing“ in Vollzeit. Parallel trainierte sie im Heimatort Lingen und belegte drei Sommerkurse an ihrer Uni: „Das war hart, weil die Kurse nach deutscher Zeit vorwiegend nachts stattfanden. Aber ich wollte diese extreme Erfahrung trotzdem machen. Deshalb habe ich auch bei KPMG immer wieder nach Aufgaben gefragt.“ Das Unternehmen lässt Luisa freie Hand, ihre Trainings- und Arbeitszeiten zu koordinieren.
Höchste Auszeichung für die deutsche Studentin
Durch die Corona-Pandemie wurden 2020 alle Wettkämpfe abgesagt. Die Rutgers University bot Luisa deshalb an, ihre Startberechtigung um ein Jahr zu verlängern. Der Coach musste sie nicht lange bitten. Mit Zugpferd Luisa gelingt dem Uni-Achter die Qualifikation für die US-Meisterschaften, wo das Team einen achtbaren fünften Platz erzielt. Luisa erhält die höchste persönliche Auszeichnung, den „All American – 1st Team“. Zudem ehrt die Universität sie mit dem „CRCA Student-Athlete Award“ für sehr gute sportliche und akademische Leistungen. „Hier war ich tatsächlich die einzige Nichtmuttersprachlerin, die das Glück hatte, diese Auszeichnung zu bekommen“, sagt Luisa.
Mit Master in den Anschlussjob
„Für mich hat es sich gelohnt, immer wieder mal ein bisschen mehr zu machen, als ich musste.“ Im Mai 2022 wird die Ruderin mit ihrem zweiten Masterabschluss nach Nordrhein-Westfalen zurückkehren. Sie hat gezeigt, dass ein Praktikum mit dem Leistungstraining vereinbar ist. Wer das Gegenteil behauptet, erntet ihr Unverständnis. „Das eine Praktikum hilft dir doch, das nächste zu bekommen. Warum sollte mich ein Unternehmen nach dem Studium ohne jegliche Praxiserfahrung von der Straße holen?“, argumentiert sie.
Diese Sorge ist Luisa los. Ihr Praktikum hatte Folgen. Im Herbst tritt Luisa bei KMPG in Düsseldorf eine 60-Prozent-Stelle an. Ein Tag Büro, zwei Tage Homeoffice – daneben bleibt genug Zeit, die sie mit ihrem NRW-Trainerteam am Essener Baldeneysee verbringen kann. Das, betont Luisa, sei übrigens mindestens genauso gut wie in den USA. „Ergo 1“ macht eine Kampfansage in Richtung Olympische Spiele in Paris. Ganz nach dem Motto: Du siehst Arbeit vor dir, dann nimmst du sie mit.
Steckbrief Luisa Neerschulte
Ruderin (Zweier), Jg. 1994, aus Lingen
Studentin Economics/Labour Management/HR
Erfolge:
2021 1. Platz DM (Großboot) im Doppelzweier, Doppelvierer und Mixed-Achter
2019 6. Platz Weltcup Finale C, (W2-)