90 Athlet*innen haben erstmalig das NRW-Sportstiftungs-Stipendium erhalten. Die Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt in NRW, Andrea Milz, und der Vorstandsvorsitzende der Sportstiftung, Dr. Ingo Wolf, zeichneten die anwesenden Stipendiat*innen beim 10. Captains Day am 27. Januar im Rahmen der Messe boot in Düsseldorf aus.
Die geförderten Athlet*innen erhalten eine monatliche Unterstützung in Höhe von 300 Euro für die Dauer von zwei Semestern, um sich intensiver ihrer Bildungs- und Sportlaufbahn widmen zu können. „Die stark gestiegenen Lebenshaltungskosten machen es zunehmend herausfordernder, sich neben der Ausbildung für den Leistungssport zu entscheiden. Doch dieser Weg formt starke Persönlichkeiten und mündige Athletinnen und Athleten. Das möchten wir durch unser Stipendium unterstützen“, hob Dr. Ingo Wolf hervor.
„Mit dem Stipendium würdigen wir im Sportland NRW die hervorragenden Leistungen der Stipendiatinnen und Stipendiaten in ihrem Studium, die diese parallel zu ihren sportlichen Spitzenleistungen erbringen“, sagte Andrea Milz. Von der Idee Stipendiums sei sie von Beginn an „sehr beeindruckt“ gewesen, gab die Staatssekretärin in ihrer Rede zu Protokoll. Wenn im Jahr 2025 die World University Games nach Nordrhein-Westfalen kommen, prognostizierte Milz, werde man viele Stipendiat*innen bei den Wettkämpfen wiedersehen. „Hier im Sportland NRW“, lautete ihre Botschaft, „ist man gut aufgehoben.“
Eventfilm: 10. Captains Day mit Stipendienverleihung
Zum Start 324.000 Euro
Die Förderung durch das NRW-Sportstiftungs-Stipendium ist zum Beginn des Wintersemesters 2022/23 im Oktober 2022 gestartet. Bewerben konnten sich olympische, paralympische und deaflympische Nachwuchskader mit einer engen Verbindung zum Sportland NRW. Die Sportstiftung kooperiert dabei mit 18 Hochschulen. Das Gesamtfördervolumen für die 90 im ersten Jahr vergebenen Stipendien beläuft sich auf 324.000 Euro.

24 Förderpartner stellen 95.000 Euro
„Unser Ziel sind mehr als 100 Stipendien“, verlautete Dr. Wolf. „Dafür brauchen wir Förderpartner als Möglichmacher.“ 24 von dieser Sorte gibt es bereits. Privatpersonen und Unternehmen wie die Evonik Stiftung, die Dortmunder Stadtwerke DSW21 und WestLotto flankieren das Stipendium finanziell mit 95.000 Euro. „Ein sensationelles Ergebnis“, freute sich der Vorstandsvorsitzende.
Darüber hinaus zeigen sie den Geförderten berufliche Perspektiven auf, in dem sie als Mentoren den Übergang in die Arbeitswelt erleichtern. „Wir brauchen solche Verbindungen in unserer Gesellschaft an vielen Stellen. Viele Arbeitnehmer werden Freude an diesen Stipendiaten haben“, so Wolf. Denn als solche müssen sie sowohl eine sportliche und als auch eine akademische Qualifikation mitbringen.

Rückenwind, um Grenzen zu verschieben
Der ehemalige Säbelfechter Benedikt Peter Wagner führte als Moderator durch die Veranstaltung. In einer Talk-Runde sprach er mit Christian Vogée, Vorstandsmitglied ARAG SE, und Anna Fliegel, Leiterin Personal-/Führungskräfteentwicklung bei Westenergie, sowie mit den Stipendiaten Gianna Regenbrecht und Christopher Koch, wie man die klassischen Hürden einer dualen Karriere im Sport überwindet.
„Das NRW-Sportstiftungs-Stipendium gibt mir Rückenwind. Ohne diese nachhaltige Unterstützung könnte ich es mir nicht leisten, neben meinem Studium so intensiv Leistungssport zu betreiben“, sagt Gianna Regenbrecht (29), Para Dressurreiterin und Studentin der Humanmedizin. Infolge eines Reitunfalls im Jahr 2014 ist sie querschnittsgelähmt. Sie beschrieb, dass als Rollstuhlfahrerin alles etwas länger dauert: „Jetzt im Winter muss ich im Stall manchmal Pausen einlegen, weil meine Beine schneller kalt werden. Dann sitze ich da mit meiner Wärmflasche. Diese Zeit muss ich mir aber nehmen. Ich musste lernen mich zu managen.“ Aktuell bereitet sich die Para Reiterin auf die Europameisterschaft in diesem Jahr vor. Mit ihrer Equipe ergatterten Regenbrecht bereits einen Startplatz für das deutsche Team bei den Paralympics in Paris 2024. „Nicht aufgeben, wenn etwas nicht läuft“, riet sie ihren Zuhörern. „Auch nach links und recht schauen, dann merkt man, dass sich Grenzen verschieben lassen. Manchmal muss man die Zähne zusammenbeißen, aber es lohnt sich.“

„Sinnvolle Anleitung für die Wirtschaft“
„Mit Leistungssport schafft man es, Leute anzusprechen und zu motivieren“, sagte Gianna Regenbrecht und traf damit die Meinung von ARAG-Vorstand Christian Vogée: „Die Jugend achtet darauf, wer im Rampenlicht steht. Der Sport braucht Leuchttürme und Vorbilder.“ Vogée sieht die Wirtschaft in der Verantwortung, ihren Beitrag zur Förderung des Leistungssports zu leisten. „Durch das NRW-Sportstiftungs-Stipendium werden wir angeleitet, sinnvoll zu helfen.“
Bobsportler Christopher Koch arbeitet neben seinem Training als Werkstudent: „300 Euro sind für mich viel wert. Das Stipendium kompensiert einen Arbeitstag pro Woche, den ich dadurch in den Sport investieren kann.“ Eine kleine Verletzungsserie zwang den 26-jährigen Anschieber zuletzt zu einer Pause mitten in der Saison, seiner vierten. Bei der deutschen Juniorenmeisterschaft will er wieder angreifen, um darüber den Sprung in den Europacup zu schaffen. Während der Saison sammelt Koch Minusstunden bei seinem Arbeitgeber Baker Tilly. Die kann er ausgleichen, indem er im Sommer mehr Stunden pro Woche arbeitet. „Sport Studium und Beruf sind vereinbar“, unterstrich Koch. „Die Vernetzung zu meinem Arbeitgeber durch die Sportstiftung NRW vor drei Jahren war unkompliziert und schnell. Ich fühle mich in guten Händen.“
10 Jahre Captains Day als Sprungbrett
Dass Unternehmen genauso vom Arbeitnehmer „Athlet“ lernen können wie umgekehrt, war Anna Fliegel (Westenergie) wichtig zu betonen. Ihr Engagement als Förderpartner sei langfristig angelegt und offen für Austausch mit den Stipendiat*innen: „Alles kann, nichts muss.“
„Der Captains Day ist traditionell die Bühne für Spitzensportler“, bilanzierte so auch Messechef Wolfram Diener und gratulierte den Stipendiat*innen. Die Sportstiftung bringt mit dem Veranstaltungsformat seit 2012 „Kapitäne“ aus der Wirtschaft mit ambitionierten Leistungssportler*innen zusammen, um Dualen Karrierewege auszuloten. Zum Dank für die langjährige Unterstützung der Messe Düsseldorf überreichte Dr. Ingo Wolf Messechef Diener ein Modellsegelboot mit den Unterschriften der Stipendiat*innen. Der Captains Day findet – mit Corona-bedingen Unterbrechungen – jährlich Ende Januar im Rahmen der boot statt.

Zwischenmenschliches mit „maritimem Flair“
Im zweiten Teil der Veranstaltung trafen sich Stipendiat*innen und Förderer zum praktischen Netzwerken. Mit einem Meter Leine wurde das „Stecken“ von Seemannsknoten geübt, angeleitet von zwei professionellen Skippern. Johanna Mekus und Korbinian Rauch führten Palstek-Schleife, Achter- und Kreuzknoten vor und erläuterten die Bedeutung von Führungsstil und Onboardings auf See. „Als Skipper trägt man die Verantwortung für Schiff und Besatzung“, schilderte Mekus. „Ein Schiff ist ein begrenzter Lebensraum. Das soziale Miteinander ist daher sehr wichtig. Es kommt besonders auf zwischenmenschliche Skills an.“ Parallelen zur Berufswelt waren unübersehbar.

Geduld üben, Charakter erkennen, zusammen gewinnen
Was eine gute Führungskraft ausmacht und wie man einen Onboarding-Prozess erfolgreich gestaltet, erarbeitet die Teilnehmer anschließend in kleinen Gruppen. Lisa Marie Löhr (Fechten) hob als Kapitänin ihres Teams eine transparente und verständnisvolle Kommunikation hervor. „Als Team gewinnt und verliert man zusammen“, ergänzte Sarah Voss (Turnen) mit Ergebnissen ihrer Gruppendiskussion. Julius Rommelmann (Rudern) zog den Vergleich zum Mannschaftssport: „Es gibt auch in Unternehmen Stürmer, Torhüter und Abwehrspieler. Eine Führungskraft sollte unterschiedliche Charaktere einbinden können und hinter einer gemeinsam Philosophie vereinen.“
Die Teamsprecher Fabian Dammermann (Sprint) und Ann-Kathrin Spöri (Badminton) nahmen in ihren Statments die besonderen Stärken und vermeintlichen Schwächen ihrer Leistungssportkolleg*innen auf. „Wir arbeiten zum Teil über Jahre daran, Ziel zu erreichen und sind sehr selbstreflektiert“, beschrieb Dammermann. Schwieriger kann es für Athlet*innen hingegen sein, sich in Geduld zu üben und Verantwortung abzugeben, erklärte Ann-Kathrin Spöri. „Ohne Teamfähigkeit“, das steht für Fabian Dammermann fest, „kommt keiner von uns ans Ziel, egal, ob Mannschaft oder Einzelsportler.“
Die NRW-Sportstiftungs-Stipendiat*innen 2022/23:
- Jasper Angl, Rudern
- Andra Aumann, Rudern
- Janika Baarck, Bobsport
- Antheus Barry, Hockey
- Bastian Blos, Schießen
- Michelle Blos, Schießen
- Niko Bratzke, Handball
- Denis Bril, Boxen
- Imke Daalmann, Leichtathletik
- Fabian Dammermann, Leichtathletik
- Jean-Paul Danneberg, Hockey
- Dewi De Vries, Judo
- Gesa Deike, Wasserball
- Ira Deike, Wasserball
- Laurenz Dörfer, Fechten
- Lea Sophie Drescher, Fechten
- Franziska Drucklieb, Taekwondo
- Benedict Eggeling, Rudern
- Maximilian Feist, Leichtathletik
- Anne Fischer, Rudern
- Aron Flatten, Hockey
- Delia Gaede, Gehörlosen-Leichtathletik
- Lina Gellweiler, Rudern
- Laura Giese, Leichtathletik
- Jule Gipmann, Leichtathletik
- Maurice Grahl, Leichtathletik
- Pia Greiten, Rudern
- Marie Hahn, Hockey
- Viktoria Heising, Leichtathletik
- Sören Henkel, Rudern
- Felipa Herrmann, Triathlon
- Larina Hillemann, Rudern
- Luis Höchemer, Hockey
- Brian Holtschke, Badminton
- Annkathrin Hoven, Leichtathletik
- Asaf Kazimov, Eissport
- Leona Klein, Bobsport
- Christopher Koch, Bobsport
- Julia Koch, Klettern
- Lina Kröger, Schwimmsport
- Greta Kröger, Basketball
- Amelie Kröner, Basketball
- Corinna Krusche, Boxen
- Emily Kurth, Fechten
- Luise Lauter, Bobsport
- Christoph Lemken, Moderner Fünfkampf
- Yvonne Li, Badminton
- Franka Lipinski, Schwimmen
- Lisa Marie Löhr, Fechten
- Pia Maertens, Hockey
- Madleen Malecki, Leichtathletik
- Elian Mazkour, Hockey
- Jannik Metzger, Rudern
- Fabio Murru, Fechten
- Benjamin Muth, Radsport
- Kian-Yu Oei, Badminton
- Joyce Oguama, Leichtathletik
- Selin Oruz, Hockey
- Nils Palberg, Schießen
- Nico Paufler, Kanurennsport
- Paula Viktoria Preute, Bobsport
- Max Prinz, Klettern
- Gianna Regenbrecht, Para Dressurreiten
- Louis Robertz, Leichtathletik
- Julius Rommelmann, Rudern
- Mia Rosser, Hockey
- Josefa Schepp, Leichtathletik
- Agatha Schmidt, Judo
- Til Schmidt, Schwimmen
- Amalia Sedlmayr, Para Rudern
- Sascha Seifert, Wasserball
- Fabio Seitz, Hockey
- Lena Siekerkotte, Rudern
- Maja Sielaff, Hockey
- Maximilian Sluka, Leichtathletik
- Ann-Kathrin Spöri, Badminton
- Tessa Srumf, Leichtathletik
- Jakob Stade, Leichtathletik
- Bianca Stichling, Leichtathletik
- Isabell Thal, Rollstuhlbasketball
- Aron Thimm, Triathlon
- Lennart Van Beem, Rudern
- Rosario Vella, Fechten
- Sarah Voss, Turnen
- Tobias Weckerle, Fechten
- Sophie Weißenberg, Leichtathletik
- Jonas Wiesen, Rudern
- Yannis Merlin Willim, Schwimmen
- Luke Zenker, Leichtathletik
- Aiyu Zhu, Turnen
Förderpartner 2022/23


Ab 2023 können sich Nachwuchsathlet*innen für eine Talent-Förderung, eine Internatsplatz-Förderung sowie für das NRW-Sportstiftungs-Stipendium bewerben. World Games Sportarten werden förderberechtigt und außerordentlich herausragende Wettkampfleistungen können der Türöffner zu einer Förderung sein.
Neues Bewerbungsverfahren kommt
Zweck der Sportstiftung NRW ist die Förderung des Nachwuchses im Leistungssport in Nordrhein-Westfalen. Dieser Zweck bildet die Grundlage des neuen Förderkonzepts. Die Individualförderung ist eine Anerkennung für herausragende Leistungen mündiger Athletinnen und Athleten mit einer starken Identifikation mit dem Sportland NRW und einer besonderen leistungssportlichen Perspektive. Um sie zu identifizieren, setzt die Sportstiftung im kommenden Jahr es ein neues Bewerbungsverfahren ein.
NRW-Bindung bleibt entscheidend
Zum neuen Bewerbungsfverfahren werden Sportlerinnen und Sportler aus olympischen, paralympischen, deaflympischen und World Games-Sportarten zugelassen, die mindestens eins der drei formalen Kriterien erfüllen:
- Start für einen NRW-Verein oder
- Trainingsmittelpunkt in NRW (aufgrund der Zuordnung zu einem Bundesstützpunkt in NRW) oder
- Lebensmittelpunkt in NRW.
Klarer Fokus auf den Nachwuchs
Es werden sich ausschließlich Athletinnen und Athleten bewerben können, die in den
- Nachwuchskader 1 (NK 1) oder
- Nachwuchskader 2 (NK 2) oder
- Landeskader Plus (LK+, der vom Landesverband benannt wird) oder
- in einen entsprechenden Kader im Nachwuchsbereich der World Games-Sportarten berufen wurden.
Darüber hinaus können sich in Ausnahmefällen Athletinnen und Athleten, die diese Voraussetzungen nicht erfüllen, bewerben, wenn sie innerhalb der letzten sechs Monate eine außerordentlich herausragende Leistung auf nationaler oder auf NRW-Ebene erbracht haben.
Die 3 Bausteine der Individualförderung
Die Talent-Förderung löst in 2023 die Basisförderung ab. Der monatliche Förderbetrag wird dabei von 200 Euro auf 250 Euro erhöht. Pro Jahr wird es zwei Bewerbungsphasen geben. Die ausgewählten Talente werden dann im Regelfall über zwei Jahre unterstützt. Aktuelle Basisförderungen laufen so lange wie diese ursprünglich bewilligt wurden – gegebenenfalls bis ins kommenden Jahr.
Bereits für das beginnende Wintersemester wurden die ersten NRW-Sportstiftungs-Stipendien zugesagt. Diese Zuwendung für studierende Athletinnen und Athleten beträgt monatlich 300 Euro für die Dauer eines Jahres. Ab der kommenden Bewerbungsphase wird das Stipendium einmal jährlich vergeben. Auf das Stipendium kann man sich zusätzlich zur Talent-Förderung bewerben.
Die Internatsplatz-Förderung bleibt bestehen. Die Sportstiftung unterstützt ausgewählte Internatsschülerinnen und -schüler mit bis zu 350 Euro monatlich, so dass ihr Internatsplatz maximal 300 Euro kostet. Bewerbungen werden zweimal pro Jahr möglich sein.
Neu-Bewerbungen in 2023 möglich
Athletinnen und Athleten, die die formalen Kriterien der neuen Fördergrundsätze 2023 erfüllen, können sich im DokuMe-Portal der Sportstiftung mit Frist zum 26. Juni 2023 neu um die Talent-Förderung bewerben. Derzeit finden Umbauarbeiten im Zuge des neuen Bewerbungsverfahrens statt. Das Portal steht rechtzeitig vor der ersten Bewerbungsfrist im neuen Jahr wieder zur Verfügung. Zwischenzeitlich sind keine Bewerbungen möglich.
Zusammengefasst:
- Talent-Förderung ist die neue Basisförderung. Förderbetrag wird auf 250 Euro/Monat erhöht und im Regelfall für zwei Jahre ausgesprochen.
- Förderschwerpunkt sind Nachwuchskader und Landeskader+
- Sportlerinnen und -Sportler aus World Games Sportarten können sich erstmals um Förderung bewerben
- Internatsplatzförderung bleibt erhalten
- NRW-Sportstiftungs-Stipendium wird fortgesetzt, erhält jedoch ein neues Auswahlverfahren. Athletinnen und Athleten können sich zusätzlich zur Talentförderung auf das Stipendium bewerben
