Alles Murren half nichts. Mama ließ sich auf keine Kompromisse ein. Nur für den Geigenunterricht durfte Alexandra das Haus verlassen. Gerade der wäre verzichtbar gewesen. „Das war das einzige Mal, dass ich Hausarrest hatte“, braust es in ihr auf. Anstatt über Saiten hätte sie viel lieber über den See gestreichelt – zwar weniger zart, aber trotzdem gefühlvoll.
An den Wänden ihres früheren Kinderzimmers pappen verblasste Poster. Der Deutschland-Achter, Wale, ein Roboter. Die Gardinen sind noch dieselben. Der Rollentrainer ist neu. Er wird seinen Platz behalten dürfen. Alexandra renoviert gerade. Beim Gedanken an ihren Fauxpas von damals muss sie schuldbewusst grinsen. Ein Wortgefecht mit Mutter und Schwester hatte sie zur Stubenhockerin degradiert. Mit der Erinnerung erwacht jedoch auch leise Empörung: „Ich durfte vier Wochen vor meiner ersten Ruderergometer-Meisterschaft nicht trainieren.“ So tröstend ihre vielen Erfolge danach waren, dieses Gefühl der unerträglichen, machtlosen Untätigkeit hat die Sportlerin sorgsam konserviert. „Wenn ich mein Training ohne einen triftigen Grund nicht mache, habe ich immer ein schlechtes Gewissen“, sagt die 20-Jährige. Im Wochenplan stehen 13 Einheiten.
Ein Riemen, der Bände spricht
Ruderer sind Getriebene des ewigen Kampfs gegen das Laktat. Besonders viele Muskelgruppen sind einer besonders langanhaltenden Belastung ausgesetzt. Um ihre Körper zu wappnen, absolvieren Ruderer ein extrem hohes Trainingspensum. Während eines Wettkampfes über die olympischen 2.000 Meter quälen sich die Athletinnen gut sieben lange Minuten. „Man reizt seine Grenzen aus – das ist das Anspruchsvolle“, findet Alexandra. Es beeindruckt sie, wenn Athleten konstant Topleistungen abrufen, wie Emma Twigg, die neuseeländische Weltmeisterin und Olympiasiegerin im Einer. Alex ist im Grunde selbst ein gutes Beispiel. In ihrer Wohnung wartet ein knapp drei Meter langer Riemen darauf, seinen Ehrenplatz über der Wohnzimmertür einzunehmen. Alex‘ Medaillen baumeln daran, dicht an dicht, chronologisch sortiert. Es sind 76.
Alexandra hat die wichtigsten Nachwuchspreise im deutschen Sport gewonnen. Mit 17 Jahren wurde sie Junioren-Weltmeisterin und anschließend zur DOSB-Juniorsportlerin des Jahres 2019 gewählt. 2021 gewann sie als frischgebackene U23-Weltmeisterin das Bürgervoting in NRW, das ihr den FELIX Newcomer-Award einbrachte. Sie gehört auch zu den Toptalenten von WestLotto. Fast wäre sie bei den Olympischen Spielen in Tokio gelandet. Eine Coronainfektion verhinderte das.
„Alex ist der ehrgeizigste Mensch, den ich kenne“, sagt Frederike, die jüngere Schwester. „Schon früher, bei Fahrradtouren mit Papa, hat sie nie zugelassen, dass jemand vor ihr fuhr.“ Die Geschwister haben viele Jahre auf dem Hennesee trainiert. Auf den Rennradrouten im Hochsauerland, im Kraftraum, auf dem eintönigen Ergometer im Bootshaus des Ruderclubs Meschede. Der innere Schweinhund hat viele Niederlagen einstecken müssen. Frederike wurde Vize-Weltmeisterin mit dem Juniorinnen-Achter.
Täglich grüßt das Dreikäsehoch
„Ich halte Alex nicht für ein Ausnahmetalent“, wiegelt Sebastian Kleinsorgen ab. „Diesen Begriff benutzen zu viele. Es sind ihr Engagement und ihr Wille. Alex brachte von Anfang an die Motivation mit, zu arbeiten. Wenn es anfängt, weh zu tun, legt sie los.“ Trainer Kleinsorgen wurde schnell klar, dass er das Mädchen aus der Nachbarschaft wohl so schnell nicht mehr loswerden würde. Auf dem Straßenfest im Sommer 2013 handelte er mit ihr einen Deal aus: Er würde sie am Wochenende auf den Schultern herumtragen. Im Gegenzug sollte das elfeinhalbjährige Dreikäsehoch am Montag zum Rudertraining auf der Matte stehen. „Klar ist sie erstmal gekentert“, erzählt der Trainer. Für Kinder reichen zwei bis drei Einheiten pro Woche. Alex wollte bald jeden Tag.
Sebastian Kleinsorgen, Familienvater mit zwei Töchtern, arbeitet als Vermessungsingenieur bei der Bezirksregierung in Arnsberg. Er war am Bau des Henne-Boulevards beteiligt, der die Mescheder Innenstadt mit dem Stausee verbindet. Er vermaß die Wege, die ihm heute als Zufahrts- und Trainingsstrecken dienen. Den Rudertrainer gibt er ehrenamtlich, zweimal am Tag. Triezen müsse er seinen Schützling schon, betont er: „Zu Hause irgendwas anderes zu machen ist ja auch toll. Wir müssen uns jeden Tag aufraffen, den Cut finden und sagen: Jetzt ist der Spaß zu Ende, jetzt müssen wir wieder ran.“ Der Schweinehund ist gewieft. „An meinen Bürotagen tut Alex spätestens dann etwas, wenn sie weiß, dass ich auch was getan habe. Sonst hätte sie ja ein Minus im Trainingsprotokoll.“ Also spult Kleinsorgen morgens vor Dienstbeginn 30 Kilometer auf dem Rennrad ab, versendet Beweisfotos, Distanz- und Zeitangaben. Sein Equipment hat er im Büro deponiert. Mitgehangen, mitgefangen. „Wenn wir das nicht so machen würden, ginge großes Potenzial verloren“, meint der Trainer. Den Sport macht er gerne mit. Kleinsorgen ist Ergometer-Vizeweltmeister seiner Altersklasse.
Zwei Dickköpfe auf Augenhöhe
Beide sprechen stringent in der Wir-Form. Es ist eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Auch Frederike hat sie miterlebt. Manchmal, sagt sie, könne man nicht richtig beschreiben, warum etwas gerade nicht funktioniert. Dann sei das enge Verhältnis fürs Gefühl unfassbar wichtig. „Alex kann ein Dickkopf sein“, so die Schwester. „Sie weiß, wann sie recht hat, und beharrt dann darauf. Sebastian aber auch.“ Konflikte vorprogrammiert? „Wir diskutieren und am Ende kommt etwas Besseres dabei heraus“, erklärt Alexandra. „Bei Basti kann ich sagen, was ich denke.“ Der sieht das Vertrauen seiner Athletin pragmatisch: „Ich schaue Alex in die Augen und weiß, was ich ihr am Nachmittag noch zumuten kann.“ Eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe.
Langes „Ö“
In der Mescheder Innenstadt, nahe der Ruhr, führt Hermann Föster in vierter Generation ein Elektrofachgeschäft: Interfunk Föster. Mit langen ‚Ö‘, erklärt Alex‘ Vater. Früher seien die Fösters einmal Förster gewesen. Er lächelt gewinnend: „Aber wir Hochsauerländer können kein ‚R‘ aussprechen.“
„Rudern ist hier kein Elitesport – man muss nicht mit dem Porsche am Bootshaus vorfahren. Jugendliche bekommen Zugang“, erklärt der Vater. Dass Alexandras Talent früh von der Sportstiftung NRW gefördert wurde, habe zusätzlich Druck rausgenommen. Der Ruderclub zählt etwa 150 Mitglieder, ein Drittel sind Aktive.
Hermann Föster stieg nach dem Abitur als Lehrling in das Familienunternehmen ein. Dieser Schritt stand damals außer Frage. „Es war eine glückliche Fügung, dass mir die Arbeit auch Spaß gemacht hat“, lächelt er. Seine Töchter sollen selbst bestimmen können, in welche Fußstapfen sie später treten. „Das Erste, was ich mir als Kind wirklich doll gewünscht habe, war ein Lego-Roboter“, sagt seine Älteste. „Technische Sachen liegen mir.“ Alex heimste beste Noten in Mathematik und Physik ein. Beruflich vorstellen kann sie sich vieles. Klar ist, dass noch nichts klar ist.
Frederike widmet sich inzwischen hauptsächlich ihrem Studium in Münster. Alex gefällt die Vorstellung gar nicht, Meschede zu verlassen. Nach ihrem Einser-Abitur schrieb sie sich an der örtlichen Fachhochschule für Elektrotechnik ein. Sport und Studium lassen sich dadurch gut miteinander vereinbaren.
Hausarrest am Hennesees
„Wenn ich den Einer nicht mehr fahren kann, wird es allerdings schwierig, in Meschede zu bleiben“, erklärt sie. Der Bundestrainer besetzt die Boote. Ist eine andere Ruderin im Einer stärker, bliebe Alex eine Kandidatin für den Zweier und den Vierer. In beiden Fällen würde sie mit ihren Partnerinnen am Stützpunkt Berlin trainieren. Dem Vierer werden die größten Medaillenchancen bei Olympischen Spielen eingeräumt.
Um in Meschede bleiben zu können, muss Alex den schnellsten Einer fahren. Doch gilt das auch umgekehrt? Wo endet der Horizont am Hennesee? Welcher Weg führt nach Paris? Wie viel „Hausarrest“ im Sauerland ist gut? Coach und Ruderin sind gleicher Meinung. Kleinsorgen: „Im Vierer ist zwar Wumms dahinter, aber Alex hat das Gefühl, das du brauchst, um einen schnellen Einer zu fahren. Den Einer beherrschen die wenigsten.“
Deutlich unter Tischkante
Alexandra fährt seit ihrem 14. Lebensjahr auf Bundeswettbewerben. 2021 erlebte sie die bisher größte Enttäuschung ihrer jungen Karriere. Im März kam überraschend das Tokio-Ticket in Reichweite, im April handelte sie sich Covid-19 ein. Das volle Programm. Bei der finalen Qualifikations-Regatta im Mai holte sie der Trainingsrückstand ein, nur Platz 6. „Wenn du auf Alex‘ Niveau zwei Wochen nichts machen kannst, musst du das zwei Monate aufholen“, erklärt Kleinsorgen. Trotzdem wurde es ein gutes Jahr. Noch bevor die Olympischen Spiele – ohne sie – eröffnet wurden, feiert Alex ein fulminantes Comeback, holte mit zweieinhalb Bootslängen Vorsprung Gold bei der U23-WM.
Zum Jahresabschluss dann der Erfolg bei der FELIX-Wahl. Eigentlich hatte sie die mit ihr nominierte Skeletoni Hannah Neise vorne erwartet. „Erst Newcomerin und dann Olympiagold – das passt. Das sehe ich bei mir noch weit weg“, gibt sich die Ruderin skeptisch. „Der Preis ist eine Ermutigung, dass man mir Ähnliches zutraut. Vielleicht unterschätze ich mich.“ Auf der Straße habe sie mal ein Postbote erkannt, erzählt sie und grinst. Auch Sebastian Kleinsorgen muss lächeln: „Ihre Erwartungen sind immer deutlich unter der Tischkante. Sie fiel aus allen Wolken, als die Bronzegewinnerin von Tokio, Magdalena Lobnig aus Österreich, im Trainingslager auf uns zukam und Alex mit Namen begrüßte. Wie – die kennt mich?“
„Etwas, was du nicht mit Geld bezahlen kannst“
Vorstellen wird sich Alexandra Föster nicht mehr müssen, wenn sie Paris erreicht. Zur Qualifikation braucht sie eine Top-Ten-Platzierung bei der Weltmeisterschaft 2023. Bei Olympia wünscht sie sich mindestens das B-Finale, in die Top 12. „Das Erreichen dieses Ziels im Einer ist gleichzusetzen mit einer Medaille im Vierer“, analysiert Trainer Kleinsorgen. Den Feinschliff wird sich die Athletin in Meschede holen. Das Boot, mit dem sie sich auf die Reise macht, ruht in einer Halle am Hennesee. Seinen Namen musste sie bei der Olympiaqualifikation in Luzern abknibbeln, weil der Schriftzug auf dem Bug bei hohem Wellengang Nachteile hätte bringen können. Alex hat ihr Boot „It’s my life“ getauft.
Am großen Esstisch von Familie Kleinsorgen ist immer ein Platz für Alexandra reserviert. Die Töchter krabbeln auf ihren Schoß. Alex hatte bei der Renovierung des Hauses mitgeholfen – ein eineinhalbjähriges Projekt neben dem Training. Maria Kleinsorgen rudert ebenfalls. „Sie ist unser größter Sponsor“, sagt ihr Mann. „Ohne ihr Verständnis stünden wir ganz schnell ganz doof da.“ Maria hat das große Ganze verstanden: „Du machst etwas mit, was du am Ende deines Lebens nicht mit Geld bezahlen kannst.“
STECKBRIEF ALEXANDRA FÖSTER
Ruderin (Einer), Jg. 2002, aus Meschede, Ruderclub Meschede,
Studentin der Elektrotechnik
Erfolge:
2021 1. Platz WM U23
2021 1. Platz WM U23 IndoorRowing
2020 2. Platz EM U23Platz Jun.-WM U19 IndoorRowing
2019 1. Platz Jun.-WM U19
2019 3. Platz EM U19
2019 1. Platz Jun.-WM IndoorRowing U19
2018 2. Platz Jun.-WM U19, Doppelvierer
Mehr Lesestoff
Ruderin Alexandra Föster aus Meschede ist von den Menschen in Nordrhein-Westfalen zur FELIX Newcomerin des Jahres 2021 gewählt worden. Im Interview erzählt sie vom schwersten Moment ihrer Karriere und ihrem fulminanten Comeback – am Ende mit dem U23-Weltmeistertitel im Ruder-Einer. Jetzt will die Studentin der Elektrotechnik mit dem 1er-Abitur zu den Olympischen Spielen, „vielleicht auch mehrmals“. An der Qualifikation für Tokio war die 19-Jährige jedenfalls schon nah dran.
Die Sportstiftung NRW überreicht traditionell den FELIX-Award an die Newcomer*innen des Sportjahres. Die Preisträger bei der diesjährigen Wahl der NRW-Sportler*innen des Jahres wurden in kleinen, exklusiven Runden geehrt. Eine feierliche Gala war aufgrund der Pandemie-Situation nicht möglich.
Mit den FELIX Champions-Awards 2021 werden herausragende Athletinnen und Athleten aus ganz Nordrhein-Westfalen geehrt. Die von den Bürgerinnen und Bürgern gewählten Preisträger in diesem Jahr sind Ringerin Aline Rotter-Focken, Tischtennis-Ass Timo Boll, Paralympics-Handbikerin Annika Zeyen, Nachwuchsruderin Alexandra Föster und Fußballprofi Simon Terodde. Ausnahmespieler Boll setzte sich zusätzlich auch in der Mannschaft zusammen mit Dimitrij Ovtcharov und Patrick Franziska durch. Außerdem wurde Handballtrainer Florian Kehrmann von einer Jury zum „Trainer des Jahres“ gekürt.
„Die Verleihung der begehrten FELIX Champions-Awards ist immer wieder der krönende Abschluss eines jeden Sportjahres in Nordrhein-Westfalen. Die Übergabe der Awards bietet erstklassigen Athletinnen und Athleten aus NRW die Aufmerksamkeit, die ihnen auch außerhalb von Sportevents gebührt. Mit ihren herausragenden sportlichen Leistungen, selbst unter den erschwerten Bedingungen der aktuellen COVID-19-Pandemie, sind sie eine Inspiration für zahlreiche Menschen im ganzen Land“, sagt Andrea Milz, Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt des Landes Nordrhein-Westfalen.
Stefan Klett, Präsident des Landessportbundes NRW, betont: „Wir freuen uns sehr darüber, dass es auch ohne feierliche Gala zumindest geklappt hat, die persönliche Verleihung der FELIX Champions-Awards 2021 bei einer Rundtour im kleinen Kreis vorzunehmen. Dadurch haben die diesjährigen Gewinnerinnen und Gewinner eine wohlverdiente Wertschätzung erfahren können. Wir bleiben optimistisch, dass das Sportland NRW mit seinen zahlreichen bewundernswerten Athletinnen und Athleten zeitnah geschlossen aus dieser Pandemie-Krise kommt.“
Die Sportlerwahl NRW ist auch eine Plattform für junge Talente aus verschiedenen Disziplinen. Einige der vielversprechenden Nachwuchskader werden für den FELIX Champions-Award „Newcomer/in des Jahres“ nominiert. „Besonders die Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die sich durch die Pandemie über lange Zeit stark zurücknehmen mussten, verdienen eine besondere Aufmerksamkeit. Es ist unsere Pflicht, Sporttalente in diesen unsicheren Zeiten mit allen uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zu unterstützen – damit sie die Chance erhalten, an ihre bisherigen außergewöhnlichen sportlichen Erfolge anzuknüpfen“ erklärt Dr. Ingo Wolf, Vorstandsvorsitzender der Sportstiftung NRW.
Die Ringerin Aline Rotter-Focken (30) vom KSV Germania Krefeld erhält den diesjährigen FELIX Champions-Award als „Sportlerin des Jahres“ und setzt sich damit gegen Isabell Werth, Mieke Kröger, Julia Krajewski und Anna-Maria Wagner durch. Die Krefelderin schrieb bei den Olympischen Spielen in Tokio Geschichte, als die mehrfache Deutsche Meisterin die erste deutsche Olympia-Medaille im Frauen-Ringen gewann. Im letzten Kampf ihrer Karriere holt sich Aline Rotter-Focken Gold und sorgte für einen weiteren Höhepunkt in ihrer erfolgreichen Laufbahn. Den Weltmeistertitel errang sie bereits im Jahr 2014 und im Jahr darauf ihren ersten FELIX Champions-Award.
Tischtennis-Ass Timo Boll (40) vom Verein Borussia Düsseldorf ist der bis dato erfolgreichste Tischtennisspieler Deutschlands und gehört seit vielen Jahren zu den Besten der Welt. Der in Erbach geborene Tischtennisprofi war mehrfach Deutscher Meister, vielfach Europe-Top-12-, Top-16-, European-Super-Cup- und World-Cup-Sieger. Zuletzt gewann er bei der Weltmeisterschaft 2021 Bronze sowie bei der Europameisterschaft 2021 Gold und damit seinen achten Einzeltitel – eine beispiellose Karriere, für die sich das Tischtennis-Ass seinen fünften FELIX Champions-Award als „Sportler des Jahres“ mehr als verdient hat.
Die Handbikerin und (frühere) Rollstuhl-Basketballerin Annika Zeyen (36) erhält den Para Sport-FELIX 2021. Der Bonnerin gelang das Kunststück, gleich in zwei unterschiedlichen Disziplinen paralympisches Gold zu gewinnen. Im Jahr 2012 gewann sie im Rollstuhl-Basketball, während sie bei den Paralympics 2021 in Tokio mit dem Handbike Gold im Zeitfahren holte sowie eine Silbermedaille im Straßenrennen. „Es war für uns alle eine unheimlich schwere Zeit mit den Einschränkungen durch die Pandemie. Tokyo 2020 wurde um ein Jahr verschoben, so ziemlich alle anderen Wettkämpfe und Trainingslager wurden abgesagt und auch das Training zu Hause musste an andere Orte verlegt werden und überwiegend allein stattfinden. Es waren definitiv keine leichten Bedingungen, und ich bin stolz darauf, dass ich es mit meinem Team trotzdem geschafft habe und in diesem Jahr mit Gold und Silber aus Tokio zurückkehren konnte“, betont Annika Zeyen.
In der FELIX Champions-Kategorie „Newcomer/in des Jahres“ hat sich die Ruderin Alexandra Föster (19) erfolgreich gegen ihre Mitnominierten Cedric Büssing, Franziska Ritter, Hannah Neise und Joshua Hartmann durchgesetzt. Die aufstrebende Athletin aus dem Sauerland lebt und trainiert in Meschede beim ortsansässigen Ruderclub. Ihr persönlich wichtigster Erfolg ist jedoch der U23-Weltmeistertitel dieses Jahr: „Natürlich ist es prinzipiell schon etwas Besonderes, eine Weltmeisterschaft zu gewinnen. Der U23-Titel war aber für mich persönlich noch wichtiger als die U19-WM im Jahr 2019, denn ich habe mir damit selbst gezeigt, dass ich nach meiner Corona-Infektion im Frühjahr wieder auf Top-Niveau angekommen bin.“ Fösters nächstes Ziel: Gold bei den Olympischen Sommerspielen 2024 in Paris.
Auch bei einem weiteren FELIX Champions-Award ist Timo Boll mit von der Partie: Gemeinsam mit seinen Kollegen Dimitrij Ovtcharov (33) und Patrick Franziska (29) wurde Boll mit dem deutschen Tischtennis-Team der Männer als „Mannschaft des Jahres“ für ihre sportlichen Höchstleistungen ausgezeichnet. In diesem Jahr erkämpften die drei Profis bei den Olympischen Spielen in Tokio Silber und bei der Mannschafts-EM in Rumänien Gold für Deutschland.
Eine FELIX Champions-Trophäe geht in diesem Jahr an Simon Terodde (33) vom FC Schalke 04. Für dessen Berufung in die deutsche Nationalelf sprach sich kürzlich die Fußballlegende Lothar Matthäus öffentlich aus – und das, nicht ohne Grund: Mit 150 Torerfolgen in 260 Zweitbundesligaspielen wurde der Bocholter dreimal Torschützenkönig der 2. Bundesliga. In diesem Jahr gewinnt Simon Terodde die begehrte FELIX Champions-Auszeichnung in der Kategorie Fußball.
Wie üblich entschied eine Jury, die sich aus allen bisherigen Preisträgern dieser Kategorie zusammensetzt, wer „Trainer/in des Jahres“ werden soll. Die Wahl fiel 2021 auf Florian Kehrmann. Nachdem er selbst rund 15 Jahre beim Handballverein TBV Lemgo spielte und in Athen olympisches Silber sowie einen Europa- und einen Weltmeistertitel einheimste, wechselte Kehrmann 2011 vom Feld an den Spielfeldrand und wurde 2014 Cheftrainer des TBV Lemgo. 2021 holte er mit seiner Mannschaft den Sieg beim DHB-Pokal, dem wichtigsten deutschen Handball-Pokalwettbewerb für Vereinsmannschaften.