Ministerpräsident Hendrik Wüst hat die felix awards 2024 an herausragende Athletinnen und Athleten aus dem Sportland NRW verliehen. Die Preisverleihung in der Messe Dortmund stand im Zeichen der Olympischen und Parylmpischen Spiele: Vor knapp 700 geladenen Gästen sind Team-Olympiasiegerin Isabell Werth (Dressurreiten / „Sportlerin des Jahres“) und Olympia-Zweiter Julian Köster (Handball / „Sportler des Jahres“) mit dem Publikumspreis felix award ausgezeichnet worden. Über die Trophäe freuten sich außerdem Paralympics-Siegerin Sandra Mikolaschek (Tischtennis / „Para Sport felix“), Junioren-Weltmeisterin Caroline Heuser (Kanu / „Newcomerin des Jahres“) sowie der Mönchengladbacher Fußballprofi Rocco Reitz („Fußball felix“). Der Preis für die „Mannschaft des Jahres“ wurde zum zweiten Mal an die deutsche Herren-Hockey Nationalmannschaft verliehen. „Trainer des Jahres“ wurde der Para Tischtennistrainer Hannes Doesseler.
Über eine halbe Million Euro Prämie für Olympioniken und Paralympioniken
Im Vorfeld wurden im Rahmen des felix award – champions edition rund 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Olympischen und Paralympischen Spiele in Paris aus Nordrhein-Westfalen von der Sportstiftung NRW mit je 3.500 Euro für ihre Spitzenleistungen feierlich prämiert. Die Sportstiftung NRW ist neben dem Land Nordrhein-Westfalen und dem Landessportbund NRW in diesem Jahr Mitveranstalter des felix award. Insgesamt wurde über eine halbe Million Euro an die Sportlerinnen und Sportler ausgeschüttet.
Ehrenpreis für Timo Boll
Den felix Ehrenpreis erhielt der siebenfache Olympiateilnehmer und Tischtennisspieler Timo Boll für seine herausragenden Leistungen im Sport, vor allem bei den Olympischen Spielen. In Paris beendete er seine olympische Karriere. Timo Boll hat den felix award geprägt, er gewann die Auszeichnung fünfmal in der Kategorie „Sportler des Jahres“ (2009, 2010, 2011, 2019 und 2021), im Jahr 2021 zusätzlich auch in der Kategorie „Mannschaft des Jahres“. Bereits 2016 wurde er zum zehnjährigen felix-Jubiläum als bester „Sportler des Jahrzehnts“ gewürdigt. Timo Boll ist einer der erfolgreichsten Tischtennis-Spieler weltweit und gehört seit mehr als zwei Jahrzehnten zur absoluten Weltklasse.
„Botschafter für Toleranz, Respekt und Teamgeist“
Ministerpräsident Hendrik Wüst: „Das war ein herausragendes und spektakuläres Sportjahr für Nordrhein-Westfalen! Begeisternde Fußball- und Handball-Europameisterschaften im eigenen Land, das Double für Bayer 04 Leverkusen und überaus erfolgreiche Athletinnen und Athleten bei den Olympischen und Paralympischen Spielen. Die für den felix award nominierten Persönlichkeiten stehen für herausragende Leistungen, Einsatz und Disziplin. Sie alle haben uns immer wieder neu begeistert und uns unvergessliche Momente geschenkt. Mit dem felix award wollen wir sie als sportliche Spitze und als Botschafter für Toleranz, Respekt und Teamgeist würdigen. Nordrhein-Westfalen ist Sportland Nummer 1 und alle Sportlerinnen und Sportler, Trainerinnen und Trainer tragen dazu bei, diese Spitzenposition auch in Zukunft zu festigen.“
„Über die zu Recht stolzen Gewinnerinnen und Gewinner hinaus hat das zahlen- wie leistungsmäßig wieder beeindruckende NRW-Aufgebot in Paris bestätigt, dass sich verlässliche Investitionen in den Spitzensport lohnen. Deshalb müssen wir alle Register ziehen, um die finanzielle Ausstattung unserer drei Olympiastützpunkte in Köln, Essen und Dortmund auf einem wettbewerbsfähigen Niveau zu halten“, betont Stefan Klett, Präsident des Landessportbundes NRW.
Dr. Ingo Wolf, Vorstandsvorsitzender der Sportstiftung NRW, ergänzte: „Die heute ausgezeichneten Athletinnen und Athleten verkörpern eindrucksvoll, was durch Begeisterung, Hingabe und unermüdliches Engagement erreicht werden kann. Ihre Leistungen inspirieren, ihre persönlichen Geschichten machen Mut. Jede und jeder Einzelne ist als Botschafter und Vorbild wertvoll für das Sportland NRW. Es ist eine Investition in die Zukunft, unsere Sportlerinnen und Sportler nach Kräften zu unterstützen, um auch morgen Spitzenleistungen zu ermöglichen.“
Seit 2007 werden Sportlerinnen und Sportler aus Nordrhein-Westfalen, die sich in besonderer Weise hervorgetan haben, mit den felix awards ausgezeichnet. Eine Jury nominiert jeweils fünf Anwärterinnen und Anwärter auf den Award in sieben Kategorien. Die Preise werden – mit Ausnahme der Trainerkategorie – druch eine Online-Publikumswahl vergeben.
Newcomerin des Jahres: Caroline Heuser
Caroline Heuser vom Altstadener Kanu Club Oberhausen 1956 zählt zu den aktuell größten aktuellen Entdeckungen im Kanusport. Nach einem erfolgreichen Jahr 2023 geht es 2024 für sie genauso weiter. In Ungarn erreichte sie in diesem Sommer ihre nächste Goldmedaille im K1 über 500 Meter bei der Junioren-Weltmeisterschaft. Außerdem holte sie im deutschen K4-Boot über 500 Meter gemeinsam mit ihren Teamkolleginnen Silber. Nur sechs Tage später gewann sie bei den Kanu-Marathon-Europameisterschaften im Zweierkajak europäisches Silber. Zum krönenden Abschluss holte sie bei der Deutschen Meisterschaft insgesamt sechs Meistertitel und zwei Vizemeisterschaften.
Das Talent wurde ihr in die Wiege gelegt: Oma Ingrid war Teilnehmerin der Olympischen Spiele in Tokio 1964. Carolines Eltern engagieren sich beim AKC Oberhausen als Trainer und Sportwartin. Ihre Brüder sind dem Sport ebenfalls verfallen und national sowie international erfolgreich.
Sportler des Jahres: Julian Köster
Der 24-Jährige ist ein Schlüsselspieler der deutschen Handball-Nationalmannschaft und als Kapitän des VfL Gummersbach Leistungsträger im Verein Köster gilt als echter Allrounder mit großen Qualitäten in Abwehr und Angriff. Bei der Europameisterschaft 2022 war er mit 18 Feldtoren der zweitbeste deutsche Werfer. In Paris 2024 hatte er erheblichen Anteil am Silber-Erfolg der Nationalmannschaft.
Sportlerin des Jahres: Isabell Werth
Isabell Werth entdeckte im Alter von 17 Jahren ihr Talent im Dressurreiten. In den 1980er-Jahren entwickelte sie sich rasant zu einer herausragenden Athletin im Dressursport. Bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona holte sie ihr erstes Gold mit der Mannschaft und Silber im Einzel. Auch bei den Olympischen Spielen in Paris schrieb sie ihre Erfolgsgeschichte weiter, holte sich mit Wendy Silber im Einzel und Gold mit dem Team. Damit gilt Isabell Werth als die erfolgreichste Reiterin der Welt und als Deutschlands erfolgreichste Olympionikin.
Para Sport felix: Sandra Mikolaschek
Sandra Mikolaschek hat ihr Talent in diesem Jahr mehr als deutlich gezeigt – die junge Sportlerin holte paralympisches Gold im Einzel. In ihrem Heimatverein TTV Wimmelburg startete sie ihre sportliche Laufbahn. 2013 wechselte sie ans Deutsche Tischtennis Internat nach Düsseldorf, um ihre sportliche Entwicklung voranzutreiben. Seitdem spielt sie für Borussia Düsseldorf in der 1. Bundesliga.
Mikolaschek ist mehrfach Deutsche Meisterin im Einzel und Doppel. 2022 gewann sie bei der Weltmeisterschaft Gold im Mixed sowie Silber im Einzel. Nur ein Jahr später folgten weitere internationale Titel. So holte sie die Goldmedaille im Mixed bei der EM und im Einzel Bronze. Die Goldmedaille bei Paralympischen Spielen folgte in diesem Jahr in Paris. Aktuell ist Sandra die Nummer 1 der Weltrangliste ihrer Wettkampfklasse.
Mannschaft des Jahres: Herren-Hockey Nationalmannschaft
Die deutsche Hockey-Nationalmannschaft der Herren zählt zu den traditionsreichsten Teams im internationalen Hockey und stets zum Favoritenkreis im Kampf um Medaillen. Bei den Olympischen Spielen 2008 und 2012 holte das deutsche Team Gold. Und auch im aktuellen Sportjahr feierten die „Honamas“ in Paris: Mit taktischer Disziplin, spielerischer Kreativität und physischer Stärke und zogen sie zielstrebig ins Finale gegen die Niederländer ein. Nachdem es nach regulärer Spielzeit noch 1:1 stand, unterlag die deutsche Mannschaft dem Nachbarland im Shootout und nahm so am Ende die Silbermedaille mit.
Fußball felix: Rocco Reitz
Der gebürtige Duisburger steht derzeit bei Borussia Mönchengladbach unter Vertrag. Rocco Reitz spielt im zentralen Mittelfeld und ist bekannt für seine Übersicht, seine Ruhe am Ball und seine präzisen Pässe. Er ist ein Box-to-Box-Mittelfeldspieler, der sowohl defensiv als auch offensiv eine wichtige Rolle übernehmen kann.
Sein Debüt in der Bundesliga gab Reitz bereits im Alter von 18 Jahren in der Saison 2020/21. Nach seinem Debüt für deutsche U21-Nationalmannschaft 2023 wurde er im Mai sogar in das Trainingslager der deutschen Nationalmannschaft vor der Europameisterschaft 2024 berufen.
Trainer des Jahres: Hannes Doesseler
Hannes Doesseler ist eine der prägendsten Persönlichkeiten im deutschen Para Tischtennissport und leitet als Bundesstützpunktleiter und Trainer das tägliche Training vieler Spitzensportlerinnen und -sportler des Deutschen Behindertensportverbandes im Deutschen Tischtennis-Zentrum in Düsseldorf. Zu seinen Schützlingen zählen Sandra Mikolaschek, Thomas Schmidberger und Valentin Baus, die unter seiner Führung unter anderem bei den Paralympischen Spielen in Paris 2024 außergewöhnliche Erfolge wie die Goldmedaille im Einzel Frauen und die Silbermedaille im Einzel und Doppel Männer feiern konnten.
„Mache ich wirklich Leistungssport?“
Omas mit Blümchendekor auf der Badekappe sind gefürchtet. Wie Dämonen aus einer Schattenwelt dringen sie in die Köpfe der Menschen ein, um ihre Gedanken zu steuern und die Wirklichkeit zu verzerren. Zugegeben, diese Vorstellung ist fern der Realität und das Gespinst von Gedanken-kontrollierenden Wesen ist der düsteren Science-Fiction-Serie „Stranger Things“ entlehnt. Klara ist Fan. Aber Omas in Retrobademode sind zumindest lästig.
Oft kriechen die albern planschenden, fragilen älteren Damen in die Köpfe Unwissender, wenn Klara von ihrer Sportart erzählt. Und, Hand aufs Herz: Bei Synchronschwimmen ist Unwissenheit meistens der Status quo. Nicht ernst genommen zu werden, ist eine große Sorge der Athletinnen und der wenigen Athleten dieser mit Klischeebildern behafteten Disziplin. Klara hat irgendwann lieber geschwiegen, anstatt Häme zu ernten. Der Schulhof lehrte, dass Medaillen als Währung der Anerkennung zählen. Eine persönliche Bestleistung hinter den Podiumsplätzen interessierte fast niemanden. Als Heranwachsende kann das arg am Selbstbewusstsein kratzen. „Das Gefühl, eine echte Sportlerin zu sein, fehlte mir“, sagt Klara.
Die 20-Jährige aus Würselen bei Aachen betreibt Kunstschwimmen, seit sie ihrer Schwester Johanna mit fünf Jahren zu den Wasserfreunden Delphin Eschweiler folgte. Mittlerweile taucht ihr Name unter den besten Athletinnen der Welt auf. Um gut zu werden, hat Klara auf der A44 und A52 mehrfach den Äquator umrundet. Nasenbruch und Gehirnerschütterung hielten sie nicht vom Training ab. Vor allem aber lernte sie, dass man nicht immer beeinflussen kann, wann Leistung in Einklang mit Erfolg steht. Glücklicherweise lassen sich selbst alteingesessene Dämonen vertreiben.
Die unerwartete Rückkehr
Klara Bleyer wurde im Dezember zur Nachwuchssportlerin des Jahres im Sportland Nordrhein-Westfalen gewählt. „Ich war schon von meiner Nominierung komplett überrascht“, erzählt sie. „Zuerst habe ich auf Social Media davon erfahren und kurz gezweifelt, ob das echt ist.“ 2017 saß Klara als eines der Toptalente des Landessportbundes im Publikum und applaudierte Falk Wendrich, der damals die Newcomer-Kategorie gewann. Klaras 13-jähriges Ich fand sich mit dem Gedanken ab: „Da kommst du nie wieder hin.“ Doch nicht mit Synchronschwimmen.
Dann hat es Hendrik Wüst eilig, zur Bühne zu gelangen. Klara ist ihm einige zielstrebige Schritte voraus. Laudator Dr. Ingo Wolf fängt sie ab, gratuliert. Der Ministerpräsident kann aufholen und überreicht rechtzeitig den Award. Moderator Claus Lufen spricht von der „vielleicht wichtigsten Auszeichnung des Abends.“ Im vollbesetzten Saal regnet es Beifall. Felix-Preisträger werden von den Bürgerinnen und Bürgern bestimmt. Auf der raumgreifenden Leinwand funkelt golden „Klara Bleyer“. Die Hünen Wüst und Wolf rahmen die 1,53 Meter große Gewinnerin für die Kameras ein. Ohne Kameras stellt sie später klar: „Im Wasser fühle ich mich wohler.“ Die warme Welle der Wertschätzung, die ihr in der Düsseldorfer Classic Remise entgegenschwappt, ist der vorläufige Höhepunkt einer unerwarteten Kehrtwende.
Eschweiler, Würselen, Bochum und viel Autobahn
Klara war zaghaft. Zuerst wollte sie nicht mitkommen. Aber die zwei Jahre ältere Johanna war angefixt. Im Fernsehen hatten die Geschwister einen Beitrag über Niklas Stoepel gesehen, seinerzeit der einzige männliche Profi-Synchronschwimmer Deutschlands. Er hinterließ Eindruck. Also brachten die Eltern beide Töchter zum Probetraining bei den Wasserfreunden in Eschweiler, wissend, dass ihre Jüngste schon beim Babyschwimmen nie aus dem Wasser zu bekommen war. Den anfänglichen Unmut der Fünfjährigen räumte eine Trainerin ab. „Sie sagte zu mir so etwas wie: Wenn du jetzt anfängst, kannst du mal richtig gut werden“, erzählt Klara. Das Mädchen nahm den Motivationsversuch ernst.
Neben dem Kunstschwimmen machen die Schwestern Ballett und voltigieren. Über Landestrainerin Stella Mukhamedova entsteht Kontakt zu den Freien Schwimmern Bochum e.V. Mit zehn und zwölf Jahren wechseln die Schwestern an den Stützpunkt im Ruhrpott. „Das war ein klarer Schritt Richtung Leistungssport“, erklärt Johanna. „In Bochum konnte man konzentrierter und professioneller arbeiten.“ Der Haken ist, Würselen liegt 120 Kilometer entfernt. Die Mädchen steigen nach der Schule zu Mama oder Papa ins Auto. Bald legen sie die Strecke sechsmal pro Woche zurück, um vier bis fünf Stunden am Stück zu trainieren. Rückfahrt nach 22 Uhr. Unterwegs wird gelernt, gegessen, geschlafen, „gelebt“, wirft Vater Maik ein, und gestrickt, um unterzukommen. Ein Pulli dauert etwa fünf Fahrten. „Bochum war der einzige Weg, um besser zu werden“, sagt Klara.
Im letzten Schuljahr vor dem Abitur wohnt Klara im Sportinternat Wattenscheid. Infolge der Corona-Pandemie fällt an vielen Schulen der Schwimmunterricht aus. Klaras Trainingsgruppe profitiert von schier unbegrenzten Wasserzeiten und wächst noch enger zusammen. Es herrscht eiserne Disziplin, aber Klara ist zäh: „Ich will aus meiner Trainingszeit das Beste rausholen. Andere Nationen haben mehr Möglichkeiten.“ Deutschland ist eher Hinterbänkler.
„Synchronschwimmen ist wie eine Sekte“, scherzt Johanna, dann wird sie ernst: „Wir sind mit dieser Trainingsgruppe aufgewachsen und gemeinsam durch emotionale und intime Momente gegangen.“ Mentale Stärke spielt eine große Rolle, betont Klara: „Wenn ich mich wohlfühle und glücklich bin, bringe ich bessere Leistung.“ Das Elternhaus in Würselen ist über die Jahre ihr Kraftzentrum, wo milde Worte wärmen. „Wir wollten Klara nicht zu früh allein auf dem Internat lassen“, sagt Mutter Antje. Dafür nehmen die Eltern den eklatanten Zeit- und Kostenaufwand des Pendelns in Kauf. 2022 macht Klara am Hellweg-Gymnasium Abitur und wird vom DOSB zur Eliteschülerin des Sports ernannt. Inmitten der Prüfungszeit wird sie vierfache Deutsche Meisterin.
Neues Wertungssystem honoriert Mut und Ausdauer
International kommt 2023 ein Wendepunkt. Der Weltverband World Aquatics führt ein neues Wertungssystem ein. Es zielt darauf ab, Leistungen vergleichbarer und Bewertungen transparenter und fairer zu machen. In der technischen Kür schwimmen alle Athleten die gleichen Elemente. In der freien Kür müssen sie jene Elemente zeigen, welche die Trainer dem Kampfgericht im Voraus angeben. Bei Abweichungen gibt es Punktabzüge (Base Marks). Wer in seiner knapp zweieinhalbminütigen Kür viele Figuren mit hohem Schwierigkeitsgrad unterbringt, kann hoch bepunktet werden. Mut zu anspruchsvollen Darbietungen kann sich lohnen, zugleich fallen Fehler stärker ins Gewicht. Auch Synchronität gewinnt an Stellenwert. Explosive, zackige Bewegungen sind einfacher zu synchronisieren und sparen Zeit, um mehr Elemente zu schwimmen. Klara: „Das Künstlerische und die Ästhetik leiden dadurch etwas. Eigentlich ist es eine komplett neue Sportart.“ Als Kind lernte sie, Figuren langsam auszuführen und zu halten. „Das war gut, um seinen Körper kennenzulernen und Technik bewusst zu trainieren,“ weiß sie heute.
Gold für Deutschland war völlig surreal
„Das neue System ist Chance und Risiko zugleich“, findet Klara. „Es öffnet Türen. Das motiviert mich.“ Bei den Jugendeuropameisterschaften auf Madeira begegnet ihr das neue System zum ersten Mal. Klara schwimmt den höchsten Schwierigkeitsgrad des gesamten Feldes und gewinnt die Einzelwertung sowohl in der technischen als auch in der freien Kür. Sie ist die erste Deutsche seit fast 40 Jahren, die bei einer Jugend-EM Gold gewinnt. Mama Antje jubelte am Livestream: „Wir konnten es nicht fassen. Ich glaube, die Ausrichter mussten erstmal die deutsche Nationalhymne googeln.“ Klaras Teamkameraden auf der Tribüne fielen sich in die Arme. „Dieses Ergebnis war völlig surreal“, konstatiert Johanna.
In Fukuoka legt Klara Historisches nach. Der 8. Platz (Technische Kür Solowettbewerb) bei ihrer Premiere im Erwachsenen-Feld ist das beste deutsche WM-Ergebnis aller Zeiten, bis Klara bei den darauffolgenden Weltmeisterschaften in Doha Fünfte wird und eine neue Bestmarke setzt. „Ich rechne mir vorher nichts aus, sonst geht es schief. Ich schwimme für mich, egal auf welchem Platz ich lande.“ Die bitteren Momente mit dem alten Wertungssystem haben Spuren hinterlassen.
Tanz im Wasser
In der technischen Kür werden Pflichtübungen vorgegeben. Die freie Kür ist kreativer. Hier ist die Anzahl der Elemente vorgeschrieben, die dem Kampfgericht vorab mitgeteilt werden müssen. Die Choregrafie soll von künsterlischem Wert sein und synchron zur Musik sowie zum Duettpartner bzw. zur Gruppe ausgeführt werden. Im Teamwettbewerb mit bis zu acht Athlet*innen gibt es zusätzlich Akrobatikelemente, zum Beispiel Hebefiguren. Die Schwimmer dürfen den Beckenboden nicht berühren.
Synchronschwimmen ist seit 1984 für Frauen olympisch. In Paris 2024 finden Duett- und Mannschaftswettbewerbe vom 5. bis 11. August statt. Dann treten zum ersten Mal auch Männer an.
Klaras Erfolge:
5. Platz Weltmeisterschaften 2024 (jeweils Solo Technische Kür und Freie Kür)
Die beste jemals erreichte Platzierung einer deutschen Athletin
Dreifache Deutsche Meisterin 2024 (Solo Technische und Freie Kür, Acrobatic Routine)
Zweifache Jugendeuropameisterin 2023 (Solo Technische und Freie Kür, Platz im Duett)
8. Platz Weltmeisterschaften 2023 (Solo Technische Kür, 9. Platz im Team, Acrobatic Routine)
Vierfache Deutsche Meisterin 2023 (Solo, Duett, Gruppe, Acrobatic Routine)
Karriereknick Studium?
Die Olympischen Spiele in Los Angeles 2028 sind nun eine Option, aber kein festgelegtes Karriereziel, gibt die Athletin zu verstehen. Klara studiert an der FH Aachen Produktdesign im zweiten Semester und fand Zeit für ein Tischlerpraktikum. „Während des Semesters bekomme ich wenig Schlaf. Ich kann mich an keinen Tag Pause erinnern“, schildert sie. Johanna beobachtet den Workload ihrer Schwester skeptisch: „Klara muss lernen, selbst stopp zu sagen, anstatt darauf zu warten, dass andere es tun.“
Ab dem dritten Semester kann Klara das Studium strecken. „Die meisten Synchronschwimmer hören auf, wenn sie ein Studium oder eine Ausbildung beginnen oder wenn sie einen Minijob brauchen, um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren“, sagt Klara. „Ich finde es gut, dass ich mich bei der Sportstiftung eigenständig und unabhängig von anderen um eine Förderung bewerben kann. Synchronschwimmen braucht eigentlich jahrelange Erfahrung. Es ist schade, dass unsere Nationalmannschaft fast jedes Jahr neu zusammengesetzt werden muss, weil Athletinnen ihre Karriere beenden.“
Klara erhält durch das NRW-Sportstiftungs-Stipendium monatlich 300 Euro, mit denen sie ein Jahr planen kann. Bereits ein neuer Badeanzug für den Wettkampf kann eine komplette Monatsförderung kosten. Antje näht die Einteiler ihrer Töchter deshalb geschickt selbst. Einer pro Choreografie, Halbwertszeit zirka zwei Jahre. „Man muss sich selbstbewusst darin fühlen“, beschreibt Johanna das wesentliche Merkmal des Anzugs. Dasselbe gilt für die Musik. „Es ist cool, wenn man an der Musik das Thema der Kür erkennt“, sagt Klara, vor allem jedoch dürfe sie im Training nicht nerven. Trainerin Stella bringt ihre Favoriten gerne ein – so arbeiten die Athletinnen auch mal zu indigenen Klängen einer sibirischen Band. Wenn Klara freie Wahl hätte, käme aus den Unterwasserboxen der Soundtrack von „Stranger Things“. Die Hauptrolle der Serie spielt ein Mädchen mit übermenschlichen Fähigkeiten.
Sportlerinnen räumen bei FELIX Awards 2022 ab: Bei der diesjährigen NRW-Sportlerwahl haben herausragende Athletinnen in allen geschlechtsneutralen Kategorien gewonnen. Die Preisträger*innen wurden von Ministerpräsident Hendrik Wüst bei der FELIX-Gala in Düsseldorf ausgezeichnet.
Nordrhein-Westfalen hat Rettungsschwimmerin Nina Holt zur Newcomerin des Jahres gewählt. Die 19-Jährige brach in diesem Jahr Europa- und Weltrekorde. Bobpilotin Laura Nolte (24) und Anschieberin Deborah Levi (25) sind „Mannschaft des Jahres“. Handbikerin Annika Zeyen (37) vereinte zum zweiten Mal infolge die meisten Stimmen der Bürgerinnen und Bürgern auf sich und wurde mit dem Para Sport FELIX geehrt. Mit der 22-jährigen Skeletoni Hannah Neise gewinnt eine junge Athletin die Auszeichung als beste Sportlerin – ihre Goldfahrt bei den Olympischen Winterspielen in Peking war eine Sensation. Tischtennis-Vizeweltmeister Dang Qui (26) ist Sportler des Jahres, Tischtennistrainer Jörg Roßkopf (53) wurde – im Gegensatz zu den anderen Entscheidungen – von einer Fachjury zum Trainer des Jahres gekürt. Der Schweizer Torhüter Yann Sommer von Borussia Mönchengladbach gewinnt nach 2019 erneut den Fußball FELIX.
Die Entscheidung, wer einen FELIX aus den verschiedenen Kategorien bekommt, hatten zuvor die Bürgerinnen und Bürger mit ihren rund 30.000 Stimmen per Online-Voting getroffen.
„Der FELIX-Award beweist jedes Jahr aufs Neue: Das Sportland Nordrhein-Westfalen ist vielfältig, leistungsstark und erfolgreich! Die nominierten Sportlerinnen und Sportler sind die Spitze ihrer Disziplinen und repräsentieren die ganze Vielfalt der Szene. Ihnen allen gebührt unsere volle Anerkennung“, so Ministerpräsident Hendrik Wüst. „Lassen Sie uns gemeinsam dafür arbeiten, dass wir diese bunte und facettenreiche Sportlandschaft bewahren und weiterentwickeln.“
Das Land Nordrhein-Westfalen und der Landessportbund NRW würdigen als gemeinsame Organisatoren die herausragenden sportlichen Leistungen. „Unsere intensive Arbeit auf Landesebene bildet seit langem auch ein hervorragendes Fundament für die ganz großen sportlichen Bühnen, wie die Preisträgerinnen und Preisträger mit ihren internationalen Erfolgen immer wieder eindrucksvoll beweisen“, resümierte Stefan Klett, Präsident des Landessportbundes.
Die 19-jährige Rettungsschwimmerin aus Erkelenz räumt nicht nur in Sachen Medaillen ab, sondern konnte bereits diverse Rekorde brechen. Unter anderem stellte sie bei den Weltmeisterschaften 2022 im italienischen Riccione einen neuen Europarekord beim Puppenretten über 50 Meter auf und gewann unter anderem zweimal Gold. In der Disziplin 100 Meter Kombinierte Rettungsübung konnte sie mit einer Zeit von 1:07,04 Minuten sogar den Weltrekord übertreffen. Von den World Games in Birmingham kehrte sie sogar mit vier Gold- und einer Bronzemedaille zurück. Nina Holt startet für die DLRG Harsewinkel und die SG Mönchengladbach.
Wenn die Sauerländerin durch den Eiskanal schießt, agiert sie nach dem Motto „Alles kann, nichts muss!“ Denn die künftige Polizeimeisterin will sich keinesfalls unter Druck setzen lassen. Im Alter von 14 Jahren bestritt sie ihre ersten internationalen Rennen, nahm an der IBSF Youth Serie teil und holte zwei Jahre später bei den bei den Olympischen Jugend-Winterspielen 2016 eine Silbermedaille. In den folgenden Jahren sammelte sie weiter Erfahrungen im Europacup und wurde Juniorenweltmeisterin 2021 in St. Moritz. Die große Sensation gelang ihr jedoch bei den diesjährigen Olympischen Winterspielen: Ohne zuvor jemals ein Weltcuprennen gewonnen zu haben, wurde Hannah Neise Olympiasiegerin. Dafür wurde sie zusätzlich mit dem Silbernen Lorbeerblatt, der höchsten sportlichen Auszeichnung der Bundesrepublik Deutschland, geehrt.
Der gebürtige Schwabe (26) steht für den Rekordmeister Düsseldorf an der Platte. Einen derart rasanten Aufstieg gab es in der deutschen Tischtennis-Welt schon lange nicht mehr: Baden-Württembergischer Landesmeister, deutscher Schülermeister, EM-Zweiter der U21. Nach dem Abitur geht es dann nur noch um seinen Sport und er räumt weiterhin einen Preis nach dem anderen ab. Mit seiner unkonventionellen Schlägerhaltung – er hält ihn wie einen Stift – lässt der Weltranglisten Neunte die Konkurrenz hinter sich. 2022 holt er EM-Gold im Einzel und wird Vizeweltmeister mit der deutschen Mannschaft.
Seit der Saison 2018/19 gehen Bobpilotin Laura Nolte und Anschieberin Deborah Levi gemeinsam im Weltcup an den Start. Die gebürtige Hessin Levi kommt ursprünglich aus der Leichtathletik und stieß durch die Empfehlung eines Trainers als Partnerin zu Nolte, die bereits in Winterberg trainierte. Bereits 2021 sicherten sie sich im Team die EM-Goldmedaille sowie Bronze bei der WM in Altenberg, bevor in diesem Jahr ihr bisheriges Karrierehighlight folgen sollte: Im Februar bei den Olympischen Winterspielen in Peking dominierte das Duo die vier Finalläufe und sicherte sich die Goldmedaille. Mit nur 23 Jahren wurde Laura Nolte so zudem die jüngste Pilotin, die einen Olympiasieg im Bobsport feiern darf.
Annika Zeyen gelang das Kunststück, in zwei unterschiedlichen Disziplinen paralympisches Gold zu gewinnen: 2012 siegte sie im Rollstuhl-Basketball, 2021 im Zeitfahren mit dem Handbike. Nach 16 Kilometern hatte sie in Tokio im Ziel 43 Sekunden Vorsprung und holte im Straßenrennen gleich auch noch Silber. Und auch 2022 war die Athletin vom SSF Bonn kaum zu schlagen: Ihre Teilnahme an der Weltmeisterschaft im Para Radsport in Kanada krönte sie mit zwei Goldmedaillen im Zeitfahren und im Straßenrennen – trotz einer Covid-Erkrankung im Frühjahr. Im Straßenrennen war das bereits ihr dritter Titel in Folge.
In seiner gesamten Bundesliga-Karriere hat Yann Sommer alle 272 Spiele für Borussia Mönchengladbach bestritten, für die der Schweizer Nationaltorhüter seit der Saison 2014/2015 zwischen den Pfosten steht. Dazu kommen über 60 weitere Partien im DFB-Pokal, der Champions und Europa League. Nach vier Schweizer Meistertiteln in Folge wechselte Yann Sommer 2014 zur Fohlen-Elf, wo er seitdem ein wichtiger Eckpfeiler des Teams ist und großen Anteil am stetigen Aufschwung der Borussia in den vergangenen Jahren hatte. Den Felix-Award als Fußballer des Jahres hat der Schweizer bereits 2019 abgeräumt.
Als Sportler war der heutige Tischtennistrainer Jörg Roßkopf (53) ein gefürchteter Gegner an der Platte. Nun treibt der achtmaliger Deutsche Einzel-Meister seine Schützlinge zu Höchstleistungen an. Für sein Engagement wurde er in Düsseldorf mit dem FELIX in der Kategorie „Trainer/Trainerin des Jahres“ geehrt, der im Gegensatz zu den anderen Entscheidungen von einer Fachjury vergeben wird und nicht per Online-Voting der Bürgerinnen und Bürger des Landes.
Mit den FELIX Champions-Awards 2021 werden herausragende Athletinnen und Athleten aus ganz Nordrhein-Westfalen geehrt. Die von den Bürgerinnen und Bürgern gewählten Preisträger in diesem Jahr sind Ringerin Aline Rotter-Focken, Tischtennis-Ass Timo Boll, Paralympics-Handbikerin Annika Zeyen, Nachwuchsruderin Alexandra Föster und Fußballprofi Simon Terodde. Ausnahmespieler Boll setzte sich zusätzlich auch in der Mannschaft zusammen mit Dimitrij Ovtcharov und Patrick Franziska durch. Außerdem wurde Handballtrainer Florian Kehrmann von einer Jury zum „Trainer des Jahres“ gekürt.
„Die Verleihung der begehrten FELIX Champions-Awards ist immer wieder der krönende Abschluss eines jeden Sportjahres in Nordrhein-Westfalen. Die Übergabe der Awards bietet erstklassigen Athletinnen und Athleten aus NRW die Aufmerksamkeit, die ihnen auch außerhalb von Sportevents gebührt. Mit ihren herausragenden sportlichen Leistungen, selbst unter den erschwerten Bedingungen der aktuellen COVID-19-Pandemie, sind sie eine Inspiration für zahlreiche Menschen im ganzen Land“, sagt Andrea Milz, Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt des Landes Nordrhein-Westfalen.
Stefan Klett, Präsident des Landessportbundes NRW, betont: „Wir freuen uns sehr darüber, dass es auch ohne feierliche Gala zumindest geklappt hat, die persönliche Verleihung der FELIX Champions-Awards 2021 bei einer Rundtour im kleinen Kreis vorzunehmen. Dadurch haben die diesjährigen Gewinnerinnen und Gewinner eine wohlverdiente Wertschätzung erfahren können. Wir bleiben optimistisch, dass das Sportland NRW mit seinen zahlreichen bewundernswerten Athletinnen und Athleten zeitnah geschlossen aus dieser Pandemie-Krise kommt.“
Die Sportlerwahl NRW ist auch eine Plattform für junge Talente aus verschiedenen Disziplinen. Einige der vielversprechenden Nachwuchskader werden für den FELIX Champions-Award „Newcomer/in des Jahres“ nominiert. „Besonders die Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die sich durch die Pandemie über lange Zeit stark zurücknehmen mussten, verdienen eine besondere Aufmerksamkeit. Es ist unsere Pflicht, Sporttalente in diesen unsicheren Zeiten mit allen uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zu unterstützen – damit sie die Chance erhalten, an ihre bisherigen außergewöhnlichen sportlichen Erfolge anzuknüpfen“ erklärt Dr. Ingo Wolf, Vorstandsvorsitzender der Sportstiftung NRW.
Film: Ehrung der FELIX-Preisträger
Bereits zum 14. Mal werden die FELIX-Awards vom Landessportbund NRW, dem Land NRW und der Sportstiftung NRW an ausgewählte Sportlerinnen und Sportler des Bundeslandes vergeben, um deren sportliche Glanzleistungen zu würdigen.
Die erneut verschärfte Pandemie-Situation ließ es leider auch in diesem Jahr nicht zu, im Rahmen einer festlichen Gala zu feiern. Stattdessen wurden die Preisträger in kleinen, exklusiven Runden geehrte und über die Presse, online und via Social Media verkündet. Die Entscheidung, welche Nominierten aus den verschiedenen Kategorien einen FELIX-Award erhalten, haben rund 40.000 Bürgerinnen und Bürger zuvor per Online-Voting getroffen.
Die Ringerin Aline Rotter-Focken (30) vom KSV Germania Krefeld erhält den diesjährigen FELIX Champions-Award als „Sportlerin des Jahres“ und setzt sich damit gegen Isabell Werth, Mieke Kröger, Julia Krajewski und Anna-Maria Wagner durch. Die Krefelderin schrieb bei den Olympischen Spielen in Tokio Geschichte, als die mehrfache Deutsche Meisterin die erste deutsche Olympia-Medaille im Frauen-Ringen gewann. Im letzten Kampf ihrer Karriere holt sich Aline Rotter-Focken Gold und sorgte für einen weiteren Höhepunkt in ihrer erfolgreichen Laufbahn. Den Weltmeistertitel errang sie bereits im Jahr 2014 und im Jahr darauf ihren ersten FELIX Champions-Award.
Tischtennis-Ass Timo Boll (40) vom Verein Borussia Düsseldorf ist der bis dato erfolgreichste Tischtennisspieler Deutschlands und gehört seit vielen Jahren zu den Besten der Welt. Der in Erbach geborene Tischtennisprofi war mehrfach Deutscher Meister, vielfach Europe-Top-12-, Top-16-, European-Super-Cup- und World-Cup-Sieger. Zuletzt gewann er bei der Weltmeisterschaft 2021 Bronze sowie bei der Europameisterschaft 2021 Gold und damit seinen achten Einzeltitel – eine beispiellose Karriere, für die sich das Tischtennis-Ass seinen fünften FELIX Champions-Award als „Sportler des Jahres“ mehr als verdient hat.
Die Handbikerin und (frühere) Rollstuhl-Basketballerin Annika Zeyen (36) erhält den Para Sport-FELIX 2021. Der Bonnerin gelang das Kunststück, gleich in zwei unterschiedlichen Disziplinen paralympisches Gold zu gewinnen. Im Jahr 2012 gewann sie im Rollstuhl-Basketball, während sie bei den Paralympics 2021 in Tokio mit dem Handbike Gold im Zeitfahren holte sowie eine Silbermedaille im Straßenrennen. „Es war für uns alle eine unheimlich schwere Zeit mit den Einschränkungen durch die Pandemie. Tokyo 2020 wurde um ein Jahr verschoben, so ziemlich alle anderen Wettkämpfe und Trainingslager wurden abgesagt und auch das Training zu Hause musste an andere Orte verlegt werden und überwiegend allein stattfinden. Es waren definitiv keine leichten Bedingungen, und ich bin stolz darauf, dass ich es mit meinem Team trotzdem geschafft habe und in diesem Jahr mit Gold und Silber aus Tokio zurückkehren konnte“, betont Annika Zeyen.
In der FELIX Champions-Kategorie „Newcomer/in des Jahres“ hat sich die Ruderin Alexandra Föster (19) erfolgreich gegen ihre Mitnominierten Cedric Büssing, Franziska Ritter, Hannah Neise und Joshua Hartmann durchgesetzt. Die aufstrebende Athletin aus dem Sauerland lebt und trainiert in Meschede beim ortsansässigen Ruderclub. Ihr persönlich wichtigster Erfolg ist jedoch der U23-Weltmeistertitel dieses Jahr: „Natürlich ist es prinzipiell schon etwas Besonderes, eine Weltmeisterschaft zu gewinnen. Der U23-Titel war aber für mich persönlich noch wichtiger als die U19-WM im Jahr 2019, denn ich habe mir damit selbst gezeigt, dass ich nach meiner Corona-Infektion im Frühjahr wieder auf Top-Niveau angekommen bin.“ Fösters nächstes Ziel: Gold bei den Olympischen Sommerspielen 2024 in Paris.
Auch bei einem weiteren FELIX Champions-Award ist Timo Boll mit von der Partie: Gemeinsam mit seinen Kollegen Dimitrij Ovtcharov (33) und Patrick Franziska (29) wurde Boll mit dem deutschen Tischtennis-Team der Männer als „Mannschaft des Jahres“ für ihre sportlichen Höchstleistungen ausgezeichnet. In diesem Jahr erkämpften die drei Profis bei den Olympischen Spielen in Tokio Silber und bei der Mannschafts-EM in Rumänien Gold für Deutschland.
Eine FELIX Champions-Trophäe geht in diesem Jahr an Simon Terodde (33) vom FC Schalke 04. Für dessen Berufung in die deutsche Nationalelf sprach sich kürzlich die Fußballlegende Lothar Matthäus öffentlich aus – und das, nicht ohne Grund: Mit 150 Torerfolgen in 260 Zweitbundesligaspielen wurde der Bocholter dreimal Torschützenkönig der 2. Bundesliga. In diesem Jahr gewinnt Simon Terodde die begehrte FELIX Champions-Auszeichnung in der Kategorie Fußball.
Wie üblich entschied eine Jury, die sich aus allen bisherigen Preisträgern dieser Kategorie zusammensetzt, wer „Trainer/in des Jahres“ werden soll. Die Wahl fiel 2021 auf Florian Kehrmann. Nachdem er selbst rund 15 Jahre beim Handballverein TBV Lemgo spielte und in Athen olympisches Silber sowie einen Europa- und einen Weltmeistertitel einheimste, wechselte Kehrmann 2011 vom Feld an den Spielfeldrand und wurde 2014 Cheftrainer des TBV Lemgo. 2021 holte er mit seiner Mannschaft den Sieg beim DHB-Pokal, dem wichtigsten deutschen Handball-Pokalwettbewerb für Vereinsmannschaften.