Taekwondo-Kämpferin Yanna,
Werkstudentin bei der Kreissparkasse Köln
Schwedische Architekten sind nicht dafür bekannt, dass sie zu niedrige oder instabile Gebäude bauen. Tatsache war jedoch, dass Yanna Schneider in ihrem Hotelzimmer die Decke auf den Kopf fiel. Es musste damit zusammenhängen, dass sie seit geraumer Zeit Löcher hineingestarrt hatte.
„Eigentlich war ich happy, wie positiv es nach meinem Handbruch schon wieder lief“, erzählt Yanna. „Ich war gerade deutsche Meisterin geworden und mit dem Bachelorstudium fertig.“ Das Turnier in Schweden im Februar 2020 war das erste im vermeintlichen Olympiajahr. Ihr standen entscheidende Monate in der Sportblase bevor. Aber ihre Gedanken zogen viel weitere Kreise.
Die Bonnerin trainiert fast täglich morgens und abends. Dafür pendelt sie zum Taekwondo-Leistungsstützpunkt nach Swisttal. Ohne das Studium zog sich der restliche Tag wie Kaugummi.
„Ich wurde neidisch auf Leute, die arbeiten gehen und Termine haben“, erzählt Yanna. „Manchmal hätte es mir einfach gutgetan, mich mit anderen Dingen anstatt nur mit dem Training beschäftigen zu können.“
Nach der Rückkehr aus Schweden folgte Yanna dem Rat von Laufbahnberaterin Annika Reese am Olympiastützpunkt NRW/Rheinland und bewarb sich für den Masterstudiengang in Wirtschaftspsychologie. Die Zusage der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg traf zeitgleich mit dem ersten Lockdown im März ein. Yanna ahnte nicht, dass sie in diesem Jahr keinen einzigen Wettkampf mehr bestreiten sollte. Corona machte die Sportlerin zu einer normalen Vollzeitstudentin. Ihre Noten kletterten Richtung Einser-Schnitt. Doch im Sommer wurde die vorlesungsfreie Zeit auf die doppelte Dauer gestreckt. Viereinhalb Monate nur Training ohne ein konkretes Ziel – für Yanna eine erneute Herausforderung.
„Am Anfang war es mir unangenehm, wieder bei der Sportstiftung anzuklopfen“, druckst sie. „Das wirkt, als würde man es alleine nicht gebacken kriegen.“
Wieder der richtige Fingerzeig
Direkt nach dem Abitur hatte Yanna eine Duale Karriere gestartet, erst ein Orientierungspraktikum beim TÜV Rheinland absolviert, später ein Praxissemester beim Beratungsunternehmen Advyce eingelegt. Beide Stellen hatte die Sportstiftung NRW vermittelt. Ihr Trainer und ein Anruf räumten Yannas schließlich Zurückhaltung aus.
Yanna bewarb sich für die Semesterferien als Werkstudentin bei der Kreissparkasse Köln. Das Geldinstitut ist Teil der Community Wirtschaft & Leistungssport, einer Gemeinschaft aus Unternehmen, die Spitzenathlet*innen an eine berufliche Karriere heranführen. Yannas Bachelor in Wirtschaftspsychologie lieferte die Vorlage, um konzeptionell auf Augenhöhe mitzuarbeiten, zum Beispiel am Bewerbungsverfahren der Bank. Ihr Fazit: „Ich glaube, ich habe einen guten Job gemacht“. Yanna wird ihr Studium als Stipendiatin zu Ende bringen können. Sie erhielt ein Deutschlandstipendium, das ihre Hochschule vergibt und die Sportstiftung NRW fördert.
„Durch die Kombination Sport mit Studium oder Arbeit bin ich insgesamt leistungsfähiger und fühle mich zufrieden“, sagt sie. Der Fingerzeig der Sportstiftung war auch im dritten Anlauf passend. „Ich konnte immer meine Wünsche anbringen. Mir wurde nie etwas aufgezwungen“, erklärt die Athletin. „Es hieß: Yanna, wenn du unzufrieden bist, dann suchen wir weiter. Es geht um Dich.“ Das Jahr sei am Ende perfekt verlaufen, findet Yanna. Japanische Architekten brauchen sich wohl keine Sorgen um löchrige Wände im Olympischen Dorf machen.