Olympiastützpunkt NRW /Rheinland
4399 Gezielt trainiert

Am 1. April sind Scherze noch erlaubt. Danach wird es ernst. Für Alexandra Ndolo fällt im April 2021 die Entscheidung, ob sie das Ticket für die Olympischen Spiele lösen wird. Ihre jahrelange Vorbereitung gipfelt in einem allerletzten Qualifikationsturnier. Das muss Deutschlands derzeit beste Degenfechterin gewinnen.

Punkt 1 – Athletiktraining

„Ich werde euer Vertrauen nicht enttäuschen“, lässt die 34-Jährige die Sportstiftung NRW wissen. Die Athletin ist mit sich im Reinen. Ihre Tokio-Chancen hat die Vize-Europameisterin von 2017 mit enormer Eigeninitiative und zusätzlichem Athletiktraining maximiert. Unter Anleitung von Sportwissenschaftler Dr. Oliver Bloch schiebt die Athletin seit Monaten Sonderschichten. Möglich machte das eine Sonderförderung. Die Stiftung stellt der Sportlerin 300 Euro pro Monat für diese allein auf sie zugeschnittene Maßnahme zur Verfügung. „Alexandra hat in der Vergangenheit bereits bewiesen, dass sie das Potenzial für olympische Wettkämpfe hat“, sagt Sportstiftung-Geschäftsführer Jürgen Brüggemann. „Die drittbeste europäische Degenfechterin sollte auf jeden Fall in Tokio dabei sein.“

„Es ist sehr mühsam und raubt Energie, wenn man sich Sorgen um die Finanzierung seines Trainings machen muss. Das ist zusätzlich Druck, der mir genommen wurde.“ Den Methoden von Trainer Bloch vertraut Alexandra erfolgreich seit fünf Jahren, teils aus eigener Tasche bezahlt. Auf den entscheidenden Metern „on the road to Tokyo“ gibt es für sie keinen Besseren.

Punkt 2 – Präventionstraining

Regelmäßig arbeitet die Fechterin auch mit Reha-Trainerin Anja Löhr am Olympiastützpunkt NRW/Rheinland. Die diplomierte Sportlehrerin begleitet seit 18 Jahren eine Vielzahl von Athlet*innen auf ihrem teilweise beschwerlichen Weg zurück in ihren Trainings- und Wettkampfalltag. Mittlerweile finden immer mehr Athlet*innen auch ohne akute Verletzungen den Weg zu ihr. So wie Alexandra. Sie möchte durch gezieltes und individuelles Kraft- und Konditionstraining möglichen Verletzungen und Schäden vorgreifen. Das funktionelle Präventionstraining verringert die Beanspruchung des passiven Bewegungsapparates und verhindert leistungsmindernde muskuläre Dysbalancen. „Spitzensport ist kein Gesundheitssport und das Bewusstsein für ein gezieltes Training unter präventiven Gesichtspunkten ist in den letzten Jahren enorm gestiegen, auch bereits im Nachwuchsleistungssport,“ meint Spezialistin Löhr.

18 Jahre Partner am OSP

Der Olympiastützpunkt NRW/Rheinland war 2002 eine der ersten Institutionen im deutschen Spitzensport, die eine feste Stelle für eine Reha-Trainerin geschaffen hat. Die Trainerin hieß damals und heißt heute: Anja Löhr. Von Anfang an wurde ihre Stelle von der Sportstiftung NRW gefördert.

Anja Löhr arbeitet in enger Abstimmung mit den Disziplintrainern. Das geht so weit, dass Trainingseinheiten bei ihr fester Bestandteil von Wochenplänen einzelner Athlet*innen sind. „Es macht großen Spaß, mit den Spitzenathlet*innen zusammenzuarbeiten. Und auch wenn ich während des Trainings nicht immer ganz oben auf deren Beliebtheitsskala stehe, sind am Ende doch alle glücklich, dass der Körper wieder gut funktioniert“, sagt Löhr. Über die Jahre hat sie einen riesigen Erfahrungsschatz in diesem Bereich aufbauen können, von dem mittlerweile auch Para-Sportler*innen profitieren.

Die Reha-Trainerstelle von Anja Löhr am Olympiastützpunkt NRW/Rheinland wird bereits seit 2002 von der Sportstiftung. Mitte 2021 übernimmt der Landessportbund NRW.

Fortsetzung folgt?

„Das Training ergänzt sich super“, sagt Fechterin Alexandra. „Der Olympiastützpunkt und die Sportstiftung NRW helfen mir sehr. Was mein Verband alleine nicht stemmen kann, fangen sie gemeinsam auf.“ Wenn Alexandra die Qualifikationshürde genommen hat, wird ihre Sonderförderung bis zu den Olympischen Spielen fortgesetzt.

Update:

Alexandra hat am 24. April 2021 das Finale des Qualifikationsturniers in Madrid erreicht. Sie vergab das Tokio-Ticket denkbar knapp. Das Finale ging 12:15 gegen die an eins gesetzte Ukrainerin Olena Kryvytska verloren. „Klar wäre ich gern schon in Tokio dabei gewesen, ich werde aber bis 2024 weitermachen – ich bin immer noch hungrig“, sagt Alexandra.

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