Ruderer Robin,
Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei KMPG in Köln
Der durchschnittliche Meister ist wie ein offenes Geheimnis. Es gibt ihn nicht. Es ist ein unvereinbarer Widerspruch. Ruderer Robin Goeritz – Europameister U23 – kann das bestätigen. Vom Mittelmaß hat er sich weit abgesetzt. Die Aussage steht, sogar, wenn Robin seine sportlichen Leistungen ausklammert.
„Als Leistungssportler kann man mehr bieten als Durchschnitt und sich von der Masse abheben“, sagt er. Dass dies stets mit viel Mühe verbunden sei, so ordnet er ein, klingt jedoch bodenständig, nicht abgehoben. Robin trainiert, studiert und arbeitet in Köln. Er ist darauf erpicht, dass alles einträchtig funktioniert.
Neben dem Jurastudium jobbt Robin seit zwei Jahren in einer Kanzlei. Er nutze die Bühne beim Captains Day der Sportstiftung, um die Aufmerksamkeit der Community Wirtschaft & Leistungssport auf sich zu ziehen. KPMG sagte einen Praktikumsplatz zu. Beim Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen fiel Robin als versierter Jurastudent auf, bot Überdurchschnittliches. Mit seinem Vierer-Team plus Steuermann gewann er im September 2020 die Junioren-EM, bei KPMG im Alleingang den Senior Manager.
Das Praktikum endete mit einem Jobangebot. Robin wird wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Kapitalmarktrecht. „Ich habe Glück mit meinem Team. KPMG nimmt Rücksicht auf meine sportliche Karriere“, erklärt er. „Diesen Erfolg habe ich auch der Sportstiftung NRW zu verdanken.“ Robin lobt auch das Mentorenprogramm der Deutschen Sporthilfe, mit dessen Hilfe er ebenfalls Praktika fand. Sportlich war 2020 sein bislang erfolgreichstes Jahr. Wenige Klausuren trennen ihn noch von der Vorbereitung auf das Staatsexamen an der Uni Köln.
Was er geschafft hat, können andere auch, glaubt Robin: „Vielen Athleten fehlt der Kontakt an der richtigen Stelle.“ Robin hat ihn bei seinen Förderpartnern gefunden.
Bobfahrer Christopher,
Werkstudent bei Baker Tilly in Dortmund
„Wir arbeiten Sie gut ein. Hoffentlich sind Sie dann im Winter weg.“ Christopher Koch hat den empathischsten Chef, den er sich vorstellen kann. Seit seinem Vorstellungsgespräch fahren sie dieselbe Linie, fachsimpeln über Kufen, Kurven und Kanäle. Christopher ist Bob-Anschieber im ersten Jahr. Sein Vorgesetzter, Martin
Weinand, war ebenfalls Anschieber. Heute ist der Geschäftsmann Partner bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Baker Tilly. „Er kann total nachvollziehen, welchen Aufwand ich betreiben muss“, erzählt der Nachwuchsathlet. „Mit einem normalen Arbeitsverhältnis ist meine Saison nicht vereinbar.
Ich bin von Oktober bis Februar unterwegs. Trotzdem muss ich meinen Einkaufswagen und den Tank voll bekommen. Ohne die Unterstützung meines Arbeitgebers würde das nicht gehen“, erklärt der Student der Ruhr-Uni Bochum. Geschäftsführer Weinand und Werkstudent Christopher haben einen Deal. Während der Bobsaison arbeitet Christopher mobil bei reduzierter Stundenzahl. Wenn im Frühjahr die Hochphase für die Wirtschaftsprüfer beginnt und die der Bobfahrer endet, steigt er am Unternehmenssitz Dortmund in Vollzeit ein.
„Baker Tilly gibt mir einen großen Vertrauensvorschuss. Wichtig ist, dass ich mit meinen Kollegen genau abspreche, wann ich wie viele Aufgaben erledigen kann“, erläutert Christopher. Eine Duale Karriere basiert auf solchen individuellen Lösungen zum Vorteil beider. Christopher machte in der WG Bekanntschaft mit ihr. Ex-Mitbewohner Philipp plauderte vom Captains Day, wo seine Duale Karriere begann. Der Sprinter ist ähnlich häufig auf Reisen. „Philipp meinte: Ruf bei der Sportstiftung NRW an. Die kümmern sich auf jeden Fall.“
Inzwischen rät auch Christopher: „Dieses Angebot sollte man wahrnehmen.“ Die Sportstiftung prüfte sein Motivationsschreiben für Baker Tilly „sehr schnell“ und „mit gutem Auge“. Mit der Bewerbungshilfe im Rücken fühlte er sich sicher.
Mit seiner Premierensaison 2020/21 und beim neuen Arbeitgeber ist Christopher „mega“ zufrieden: „Ich war gut in Form, durfte WM-Luft schnuppern und hatte meinen ersten Einsatz mit dem Zweierbob im Europacup. Das spornt mich an, in Zukunft noch eine Schippe draufzulegen.“ Im Unternehmen lobt Christopher den starken Bezug zu seinen Studienfächern. „Ich rechne Bilanzen nach und recherchiere Gesetzestexte – praktische Erfahrung bringt mich weiter.“
Mindestens zwei Jahre, solange er noch bei den Junioren starten darf, möchte Christopher bei Baker Tilly bleiben. „Ich bin finanziell abgesichert und man gibt mir die Chance, mich sportlich zu zeigen.“