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14798 Veränderte Förderung im Internat vorgestellt

Die Sportstiftung NRW hat in Paderborn Veränderungen ihrer Zuwendungen an NRW-Sportinternate vorgestellt. Thema war außerdem das neue Förderparadigma bei der Individualförderung.

Seit einem Jahr beheimatet das Sportinternat Paderborn den vielversprechenden U16 Basketball-Nationalspieler Tom Brüggemann, der fest bei den Zweitligaprofis der Paderborn Baskets mittrainiert. Der 16-jährige Gymnasiast sieht hier optimale Entwicklungschancen und setzt auf eine langfristige Perspektive, um seinen Traum von einer NBA-Karriere zu realisieren. „Ich suche nicht nach dem schnellen Erfolg“, betont der talentierte Pointguard.

Im Sommer hat sich der wurfstarke Teenager erfolgreich für die Internatsplatz-Förderung und für die neue Talent-Förderung bei der Sportstiftung NRW beworben. Über 500 Nachwuchssportlerinnen und -sportler haben die Chance genutzt, Teil des neu gestalteten Fördersystems zu werden. Erstmals berücksichtigte die Stiftung im Bewerbungsverfahren auch die Persönlichkeitseigenschaften der Athletinnen und Athleten, die sich eigeninitiativ bewerben konnten und dabei ein Motivationsschreiben und ein Bewerbungsvideo einreichten sowie einen Fragebogen zu sechs Kompetenzbereichen beantwortet haben.

„Ziel der Sportstiftung ist es, mündige Athletinnen und Athleten zu identifizieren, die durch Leistung und Leidenschaft andere Menschen begeistern und inspirieren“, sagt der Vorstandsvorsitzende Dr. Ingo Wolf. „Diese Vorbilder können nun in einer noch breiteren Palette an Sportarten in die Gesellschaft wirken. Das möchten wir nach besten Kräften unterstützen.“

Bewerbungverfahren wertschätzend gegenüber Athleten

Basketballer Tom Brüggemann kommentiert das Vorgehen positiv: „Ich möchte nicht nur als Sportler Vorbild sein, sondern auch als Mensch. Daran kann man auch ablesen, ob eine Karriere erfolgreich wird.“

Der 17 Jahre alte Darrion Richards, U23-Nationalspieler im Baseball, profitiert ebenfalls von der Förderung. Er schätzt die Möglichkeiten im Auswahlprozess: „Man sieht im Video zum Beispiel, welche Ausstrahlung ich mitbringe. Das ist wertschätzend gegenüber den Athleten und wichtig, um Kompetenzen zu erkennen. Ich kann mich als Persönlichkeit besser präsentieren. Zum ersten Mal konnten sich Talente aus World-Games-Sportarten wie Darrion um eine Förderung bei der Stiftung bewerben. Im Sportinternat Paderborn bilden World-Games-Athleten die Mehrheit der Geförderten.

Aktuell unterstützt die Sportstiftung NRW zwölf Internatsbewohner in Paderborn durch die Internatsplatz-Förderung mit insgesamt rund 84.000 Euro. Fünf Athleten erhalten, teils zusätzlich, eine monatliche Talent-Förderung von 250 Euro mit einem Gesamtvolumen von 15.000 Euro pro Jahr.

Zuwendungen an Sportinternate jetzt einheitlich –
Paderborn profitiert erheblich

Die Sportstiftung hat in diesem Jahr auch die Förderung der Sportinternate in Nordrhein-Westfalen neu aufgestellt. Zwölf ausgewählte Vollzeitinternate erhalten jährlich 70.000 Euro zur Finanzierung von Personalstellen – vorrangig der pädagogischen Internatsleitung. Für das Paderborner Internat bedeutet die geänderte Fördersystematik einen erheblichen Aufwuchs von ca. 55.000 Euro pro Jahr. Auch NRW-weit betrachtet, erhöht die Stiftung ihr Engagement im Bereich der Internate um rund 220.000 Euro/Jahr. „Die Vereinbarkeit von Leistungssport mit schulischer und beruflicher Ausbildung ist eine unserer Triebfedern. Deshalb stärken wir Sportinternate als Orte, wo ambitionierte Jugendliche diesen Weg beschreiten können, betont Dr. Wolf.“

Internatsleiter Matthias Hellmig: „Wir sind sehr froh, die Sportstiftung NRW an unserer Seite zu haben. Man darf nicht vergessen, dass unsere hochtalentierten Sportlerinnen und Sportler auf vieles verzichten, um ihren Traum, in ihrer Sportart zu den Besten zu gehören, Schritt für Schritt näher zu kommen. Daher ist es unheimlich wichtig, jeden Einzelnen individuell in familiären Strukturen in Form einer dualen Laufbahnplanung zu fördern, aber auch zu fordern. Dafür benötigen wir starke Partner wie die Sportstiftung NRW.

Bernhard Hoppe-Biermeyer MdL ,Sportausschussvorsitzender im NRW-Landtag und Kuratoriumsmitglied der Sportstiftung ist gebürtiger Paderborner: „Für eine Stadt dieser Größe ist Paderborn im Sport unglaublich erfolgreich, insbesondere in Randsportarten. Mit der Sportstiftung und dem Landessportbund sind wir im Sportland NRW sehr gut aufgestellt. Diese Stärke gilt es zu pflegen.“ Paderborn hat 156.000 Einwohner.

Momentan leben 43 Talente aus sieben Sportarten – darunter die Schwerpunktsportarten Baseball, Basketball, American Football und Fußball. Aber auch Volleyball, Squash und Schwimmen sind vertreten.

Mit ihrem Wechsel ans Sportinternat verbinden die Athleten Brüggemann und Richards viel Positives. „Durch das Hin und Her zwischen Schule, Training und zuhause kam ich früher zu wenig zum Lernen. Hier habe ich nun komplett andere, geregelte Abläufe und kann mich sportlich auf das nächste Karrierelevel vorbereiten“, sagt Darrion Richards. Er hofft, in die Major League Baseball gedraftet zu werden wie manch Paderborner Absolventen vor ihm. „Dafür arbeite ich täglich hart an mir. Ich habe in meiner Karriere gelernt, die Dinge direkt zu erledigen.“

Am Pressetermin im Sportinternat Padeborn nahmen außerdem Dietrich Honervogt (Stv. Bürgermeister) sowie die Geschäftsführer Forum Paderborner Spitzensport gGmbH Uwe Diedam und Martin Hornberger teil.

Categories: News Schlagwörter: , , , , , | Comments 11717 Gutachter: „Authentisch sein ist wichtig“

Carolin Nischwitz und Bruno Klein als Gutachter berufen – Vorstand der Sportstiftung hat den Ausschuss erweitert.

Im Rahmen der Agenda 2030 hat die Sportstiftung NRW das Auswahlverfahren für die Individualförderung grundlegend überarbeitet. Dazu gehört auch eine Erweiterung und veränderte Arbeitsweise des Gutachterausschusses. Der Vorstand hat deshalb zum 01.01.2023 zwei neue Gutachter berufen: die ehemalige
Wasserball-Nationalspielerin und Wirtschaftspsychologin Carolin Nischwitz und den Sportökonomen Bruno Klein. Sie prüfen und bewerten in den kommenden zwei Jahren die Bewerbungen für die Talent-Förderung und die Internatsplatz-Förderung. Der Guachterausschuss setzt sich aus fünf Mitlgiedern zusammen.

Direkt zum Gutachterausschuss

Frau Nischwitz, Herr Klein, worauf achten Sie bei einer Bewerbung grundsätzlich?

Carolin Nischwitz: Jede Bewerbung ist nur eine Momentaufnahme. Mich interessiert vor allem, welche Erfahrungen jemand bereits gesammelt hat. Wie ist sie oder er zum Beispiel mit einer schwierigen Situation umgegangen? Welche Erkenntnisse sind gereift, die man in der Zukunft anwenden kann?

Bruno Klein: Authentizität ist mir wichtig. Ich möchte herausfinden, ob jemand etwas vorspielt, ob er sich lediglich gut verkaufen kann oder klare innere Werte vertritt und sich dazu positioniert. Jemand mit Ecken und Kanten, der vielleicht nicht optimal ins Anforderungsprofil passt, aber ein klares Bild von sich abgibt, ist mir lieber. Es ist dann wichtig, solchen Menschen Möglichkeiten zu eröffnen, sich zu entwickeln.

Worauf legen Sie als Gutachter der Sportstiftung NRW insbesondere wert?

Klein: Das 6-Kompetenzen-Modell beschreibt gut, worauf es ankommt. Die sportliche, idealerweise kontinuierliche, Leistungsfähigkeit können wir nicht ausklammern. Ist der Körper zum Beispiel verletzungsanfällig, ist das ein hartes Kriterium, das wir im Leistungssport jedoch nicht außer Acht lassen können. In dem Bewerbungsvideo möchte ich Begeisterung sehen für das, was man macht.

Nischwitz: Liebt die Athletin ihren Sport? Vertritt sie gerne ihren Verein? Die intrinsische Motivation, wofür und weshalb man sich um Förderung bewirbt, soll erkennbar sein.

Klein: Der Fragenbogen hilft, die persönlichen Neigungen und Werte der Bewerber sichtbar zu machen.

Nischwitz: Man muss dabei relativieren. Die Sportstiftung NRW ist ein Nachwuchsförderer. Die Athletinnen und Athleten stehen am Anfang ihrer Karriere. Mit 16, 17 Jahren hat man sich vielleicht gerade erst selbst gefunden. Junge Sportler haben weniger Erfahrung darin, auszudrücken, wer sie sind. Trotzdem ist es wichtig, dass sie es versuchen. Auch introvertierte Menschen können zeigen, dass sie begeisterungsfähig sind und hinter dem stehen, was sie machen – auf ihre Art und Weise.

„Wir suchen auch diejenigen,
die sich für ihren
Sport engagieren.“
Bruno Klein, Gutachter

Was vermittelt das neue Auswahlverfahren den Athlet*innen Ihrer Meinung nach?

Nischwitz: Es betrachtet den Sportler auch als Menschen. Es kann Vorbilder für jüngere, angehende Athletinnen und Athleten hervorbringen. Durch die sozialen Medien gibt es ein riesiges Potenzial gesehen zu werden. Ich fand es mutig, wie die Turnerin Simone Biles während der Olympischen Spiele mit ihrer Depression umgegangen ist und wie sie die sozialen Medien als Sprachrohr genutzt hat. Das hatte Vorbildcharakter zu sagen: Das hier ist das größte Sportevent der Welt, aber ich gehe jetzt, weil ich mich nicht gut fühle. Das macht anderen Sportlerinnen und Sportlern Mut, zu ihren Problemen zu stehen, sie zu äußern und sich so Unterstützung zu holen – das betrifft mentale Probleme, psychische Gewalt, Belästigungen oder das Outing zu seiner Homosexualität. Dahin sollten wir Schritt für Schritt kommen.

Klein: Wir suchen nicht nur diejenigen, die Topleistungen bringen, sondern auch die, die sich für den Sport engagieren. Die mithelfen, dem Sport einen hohen Status in der Gesellschaft zu verleihen. Das TV-Format „Ninja Warrior“ ist aus meiner Sicht ein gutes Beispiel, wie Persönlichkeiten ihren Sport interessanter machen und dafür sorgen, dass der Sport vorangetrieben wird. Dafür müssen wir mehr tun. Es braucht Strahlkraft, dass in NRW Talente gefördert werden, die Vorbildcharakter haben und ihren Sport weiterentwickeln. Ich finde das Auswahlverfahren definitiv einen guten Ansatz und sehe einen Teil unserer Aufgabe darin, es weiterzuentwickeln.

Nischwitz: Als ehemalige Leistungssportlerin ist es mir wichtig zu zeigen, dass Schule, Ausbildung oder Studium mit dem Sport vereinbar sind. Es gibt immer diejenigen, denen es gelingt. Wenn wir diese Athletinnen und Athleten sichtbar machen, zeigen wir anderen, wie sie es schaffen und welche Hilfen sie dabei – zum Beispiel von der Sportstiftung – bekommen können. Das finde ich gut.

Carolin Nischwitz

( Jg. 1986, aus Essen) ist Wirtschaftspsychologin (M.Sc) und zertifizierte Onlinecoach mit dem Schwerpunkt Persönlichkeitsentwicklung. Mit dem SV Blau-Weiß Bochum wurde sie zwischen 2003 und 2011 neunmal Deutsche Meisterin im Wasserball und nahm an Europa- und Weltmeisterschaften teil. Parallel schloss sie eine Ausbildung zur Medienkauffrau (IHK) ab. Seit 2014 leitet Nischwitz Wettkämpfe als Schiedsrichterin und stieg 2020 zum nationalen Top-20-Referee auf.

Bruno Klein

( Jg. 1962, aus Niederkassel) hat 30 Jahre im Bereich Personal-, Führungskräfte und Organisationsentwicklung gearbeitet und war in leitender Position u. a. beim 1. FC Köln, Stabilus, Carl Zeiss und der Unternehmensberatung LWP tätig. Klein ist Gründer und geschäftsführender Gesellschafter eines Unternehmens, das u. a. Leadership-Excellence-Programme umsetzt sowie Firmenevents und Reisen organisiert. Der Diplom-Sportlehrer (DSHS Köln) war ehrenamtlich Lehrwart beim westdeutschen Skiverband sowie als Trainer im Volleyball aktiv.

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